Fast 80.000 Euro brutto bekommen berufserfahrene Ärzte jährlich im Schnitt – sie sind die Spitzen-Verdiener. Aber auf den Wohnort kommt es an

Berlin. Wer viel Geld verdienen möchte, sollte Medizin, Jura oder Ingenieurwissenschaften studieren. Anschließend sollte er promovieren, für ein großes Unternehmen arbeiten – und möglichst in Hessen leben. Das jedenfalls zeigt der aktuelle Gehaltsreport für Fach- und Führungskräfte der Online-Jobbörse Stepstone. Der Untersuchung zufolge verdienen berufserfahrene Ärzte im Schnitt jährlich 77.951 Euro brutto – Juristen erhalten dagegen knapp 13.000 Euro weniger. Ihr Gehalt beträgt durchschnittlich lediglich 65.041 Euro.

Damit sind Mediziner auch im vergangenen Jahr die mit Abstand bestbezahlten Angestellten in Deutschland. IT-Experten (Durchschnittsgehalt: 59.079 Euro) und Ingenieure (59.063 Euro) folgen auf den Plätzen drei und vier. „Neben den Ärzten gehören sie weiterhin zu den Topverdienern in Deutschland“, fasst Sebastian Dettmers, Geschäftsführer von Stepstone Deutschland, zusammen. 50.000 Fach- und Führungskräfte haben im August 2014 an der neuen Gehaltsumfrage teilgenommen. Geht es nach Branchen, so werden Angestellte am besten im Bankgewerbe (62.451 Euro), im Pharmasektor (59.991 Euro) und im Fahrzeugbau (59.727 Euro) bezahlt. Relativ bescheiden hingegen sind die Verdienstaussichten für Angestellte in der Gastronomie (34.175 Euro) und im Handwerk (34.970 Euro).

Wichtig für die Höhe des Gehalts ist auch oft der Wohnort. Hier liegt Hessen im Ländervergleich zum dritten Mal in Folge ganz vorn. Das durchschnittliche Bruttojahresgehalt der Arbeitnehmer liegt hier bei 55.509 Euro – dicht gefolgt von Bayern (54.590 Euro) und Baden-Württemberg (54.456 Euro). Im Vergleich hierzu sind die Verdienstmöglichkeiten in den ostdeutschen Ländern deutlich schlechter. So liegt der Durchschnittsverdienst in Sachsen-Anhalt bei lediglich 38.309 Euro im Jahr. Das Bundesland im Osten hat damit Mecklenburg-Vorpommern (39.377 Euro) auf dem letzten Platz abgelöst. Niedrige Durchschnittsgehälter werden auch in Sachsen (39.410 Euro), Brandenburg (40.022 Euro) und Thüringen (40.213 Euro) gezahlt. Wer IT-Spezialist oder Mechatroniker ist und einen neuen Job sucht, der hat also im Süden Deutschlands die besten Chancen auf ein hohes Gehalt.

Hessen wiederum steht an der Spitze der Flächenländer, die besonders viele Fachkräfte suchen. Die Jobbörse wertet für diese Studien monatlich mehr als zwei Millionen Stellenausschreibungen aus. Das Bundesland Sachsen-Anhalt ist auch hier Schlusslicht. Die Ergebnisse der Gehaltsstudie spiegeln somit auch die Folgen des Fachkräftemangels in der Bundesrepublik Deutschland wider – einige Berufsgruppen sind stark umworben, andere kaum. In sogenannten „Engpassberufen“ gehen in den nächsten 15 Jahren rund 2,1 Millionen ältere Fachkräfte in den Ruhestand, wie das Bundeswirtschaftsministerium jüngst warnte. Bis zum Jahr 2020 soll laut des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW Köln) dann eine Lücke von 1,3 Millionen Fachkräften entstehen.

Dabei verdienen Akademiker im Schnitt bis zu 35 Prozent mehr Gehalt als Beschäftigte ohne Hochschulabschluss. „Promovierte verdienen durchschnittlich sogar 16 Prozent mehr als Fachkräfte mit einem Master- oder Diplom-Uni-Abschluss. Bildung lohnt sich“, sagt Stepstone-Geschäftsführer Dettmers. Mit einer Promotion erhalten Arbeitnehmer im Schnitt 64.419 Euro – ein Fachwirt beispielsweise aber nur 47.943 Euro. Doch selbst wer studiert hat, verdient in der Pflegebranche in Unternehmen mit weniger als 500 Mitarbeitern durchschnittlich nur ein Bruttojahresgehalt von 31.507 Euro. Arbeiten mehr als 1000 Angestellte in dem Betrieb erhalten Entscheider hier 37.438 Euro.

Unabhängig von Beruf, Bildung oder Branche gibt es also eine weitere Faustregel für ein höheres Gehalt: „Je kleiner das Unternehmen, desto geringer die Chance, viel zu verdienen“, sagt Dettmers. In Unternehmen mit mehr als 1000 Mitarbeitern verdienen Arbeitnehmer durchschnittlich zehn Prozent mehr als Arbeitnehmer, die in kleineren Unternehmen angestellt sind.

Der Report der Online-Jobbörse Stepstone zeigt nicht nur, dass Ausbildung, Branche und Wohnort entscheidend sind für die Höhe des Verdienstes – auch das Geschlecht macht viel aus: Männer erhalten immer noch viel mehr als ihre weiblichen Kolleginnen: Bei Ärzten beträgt die Gehaltsdifferenz durchschnittlich ganze 16.720 Euro.

Im Schnitt verdient eine Fach- und Führungskraft in Deutschland 52.000 Euro pro Jahr – inklusive aller Boni, Provisionen und sonstiger Prämien. Der Gehaltsdurchschnitt hat sich damit im Vergleich zum Vorjahr also nicht erwähnenswert verändert.