SPD-Verkehrsexperte Martin Burkert zweifelt Zeitplan von Flughafenchef Mehdorn an. Grüne geben Dobrindt Schuld am Desaster

Berlin. Der Vorsitzende des Verkehrsausschusses im Bundestag, Martin Burkert (SPD), hält die für 2017 geplante Eröffnung des Hauptstadtflughafens BER für unrealistisch. „Ich gehe davon aus, dass der Betrieb nicht vor 2018 aufgenommen werden kann“, sagte Burkert.

Für die jüngste Prognose des Flughafenchefs Hartmut Mehdorn, den Flugbetrieb in einem „Terminband“ zwischen Juni und September 2017 zu starten, würde er seine Hand nicht ins Feuer legen, sagte der SPD-Politiker. Er sei mit Mehdorn im neu gebauten Terminal in Schönefeld gewesen und habe sich „das alles angeschaut“, berichtete Burkert. „Die Probleme sind schon groß.“ Die Planungen würden frühestens Mitte 2015 abgeschlossen, außerdem wolle man die Entrauchungsanlage neun Monate lang testen.

Kritisch äußerte sich der Verkehrspolitiker auch über das Verhalten des Flughafenchefs. „Mehdorn hat mit dem Eröffnungstermin für den BER eine hohe Hürde gelegt und tags darauf seinen Rücktritt verkündet. Das ist uncharmant.“ Er hoffe, dass der neue Flughafenchef – die Entscheidung über Mehdorns Nachfolge ist noch nicht gefallen – langfristig planen könne und Berlin einen Flughafen bekomme, „der einer Hauptstadt würdig ist“.

BER sollte ursprünglich Ende Oktober 2011 in Betrieb gehen

Der SPD-Politiker Burkert ist nicht der Einzige, der Mehdorns Zeitplan nur schwer nachvollziehen kann. „Ich habe meine Zweifel, dass Planung und Bau der vorgesehenen Erweiterungen des BER bis 2017 abgeschlossen sind“, sagte der verkehrspolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, Stephan Kühn. „Klar ist auch, der Kostenrahmen von 5,4 Milliarden Euro ist nicht zu halten.“

Die Grünen forderten Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) auf, den BER zur Chefsache zu machen. „Obwohl der Bund Hunderte Millionen an Steuergeldern für den Pannenflughafen BER berappen muss, tut Verkehrsminister Dobrindt so, als hätte er nichts damit zu tun“, sagte der stellvertretende Vorsitzende der grünen Bundestagsfraktion, Oliver Krischer. „Damit wird Dobrindt mehr und mehr zum Hauptverantwortlichen für das Milliardengrab BER.“

Dobrindt und sein Ministerium seien „so damit beschäftigt, die schwachsinnige Pkw-Maut durchzusetzen, dass für den BER offensichtlich keine Zeit mehr bleibt“, bemängelte Krischer. Der Hauptstadtflughafen müsse bei Dobrindt „endlich Chefsache werden“. Dazu gehöre eine ordentliche, detaillierte Finanz- und Betriebsplanung wie auch ein transparenter Zeitplan bis zur Eröffnung. „Ohne ein solches Konzept darf es keine Gelder vom Bund für den BER mehr geben.“

Ursprünglich sollte der Flughafen Berlin-Brandenburg bereits Ende Oktober 2011 in Betrieb gehen. Dann sollte es 2012 so weit sein, doch kurz vor der Eröffnungsfeier wurden Planungsfehler, Baumängel und technische Probleme bekannt. Das Desaster war perfekt. Seitdem herrscht Unklarheit, in welchem Zustand sich die Baustelle tatsächlich befindet.

Offen ist auch, ob der BER zu seiner Eröffnung deutlich größer ausfallen muss als ursprünglich geplant. Der Flughafen ist offiziell für 27 Millionen Passagiere pro Jahr ausgelegt. Laut Mehdorn waren es bereits in diesem Jahr insgesamt 28 Millionen Fluggäste, die von den alten Flughäfen Tegel und Schönefeld aus starteten. Mehdorn setzt sich dafür ein, dass der Aufsichtsrat einen zweiten, kleineren Terminal genehmigt.