Hamburg/Berlin. Ratsmitglieder, die zusammen mit der NPD abstimmen, ein Kreisvorsitzender, der behauptet, die Alliierten hätten die Gaskammern im KZ Dachau nachträglich eingebaut – an Rechtsextremisten und Spinnern herrscht bei der Alternative für Deutschland (AfD) kein Mangel. Der Bundesvorstand gibt sich zwar alle Mühe, Mitglieder mit extremen Ansichten aus der Partei zu drängen. Doch die große Zahl der „Problemfälle“ wird zunehmend zu einer Belastung für den Parteivorstand, der sich nach Kräften um ein bürgerliches Image bemüht.

Das Bundesschiedsgericht der AfD wurde dieses Jahr in etwa 40 Fällen angerufen. Ähnlich sieht es auf Landesebene aus, wobei es nicht bei allen Verfahren um Mitglieder vom rechten Rand geht – manchmal sind es auch nur ganz profane Machtspielchen, die hinter einem Ausschlussantrag stehen. Ein Parteiausschlussverfahren dauert bei der AfD mindestens einen Monat, oft noch wesentlich länger. Parteichef Bernd Lucke wäre es am liebsten, wenn der Bundesvorstand selbst über den Parteiausschluss entscheiden könnte. Doch das ist nach dem geltenden Parteiengesetz nicht erlaubt.

Auch im Landesverband Hamburg läuft nach Angaben eines Pressesprechers der Partei noch immer ein Ausschlussverfahren gegen das AfD-Mitglied Björn J. Neumann, der bei der Bürgerschaftswahl 2011 in Hamburg als Spitzenkandidat der rechtsextremen Neonazi-Partei NPD angetreten war. Auch aus rechtspopulistischen Parteien hat die AfD in Hamburg Anhänger gewonnen. Auffällig ist, wie stark sich die AfD in den Wahlkämpfen in Ostdeutschland im Herbst gewandelt hatte. Statt auf die Euro-Kritik setzte sie auf Themen wie Innere Sicherheit und restriktive Flüchtlingspolitik. Besonders schlimm war es für Lucke und dessen Partei im vergangenen Oktober. Der Nürnberger Kreisvorsitzende Martin Sichert verstieg sich zu der Äußerung, im Zweiten Weltkrieg hätten die „zwei größten Massenmörder gesiegt“. Lucke stellte fest: „Solche Meinungen sind völlig untragbar. Sie werden in der AfD nicht geduldet.“