Forscher fordern besseres Gesundheitsmanagement an deutschen Schulen

Berlin. Immer mehr Lehrer in Deutschland klagen über Burn-out. Bildungsexperten gehen davon aus, dass fast jeder dritte Pädagoge psychische Probleme hat. Denn Arbeitsüberlastung, schwierige Schüler, mangelnde Anerkennung und permanente Lautstärke zehren an den Nerven. Burn-out führt nicht nur zu Unterrichtsausfall und Frühpensionierungen. Ausgebrannte Lehrer sind zudem in aller Regel nicht in der Lage, die erforderliche Unterrichtsqualität zu gewährleisten, wenn sie vor ihrer Klasse stehen.

Der Aktionsrat Bildung sieht deshalb dringenden Handlungsbedarf. In den zuständigen Bundesländern genieße das Thema jedoch „weder bei den Regierungsparteien noch in den Verwaltungen“ eine hohe Priorität, kritisieren die Wissenschaftler in der Studie „Burnout im Bildungssystem“, die am Mittwoch auf einer Tagung in München präsentiert wird. Die Umfrage in allen 16 Ländern habe ergeben, dass bisher keine der Regierungsparteien das Thema explizit auf die politische Agenda gesetzt habe. Politiker versprächen lieber wählerwirksam mehr Lehrerstellen oder kleinere Klassenstärken. Dabei sei von der Prävention von Burn-out „ein signifikanter Beitrag zur Qualitätsverbesserung“ in Schulen, Kindergärten oder Universitäten zu erwarten, so die Studie.

Der vom Verband der bayerischen Wirtschaft ins Leben gerufene Aktionsrat Bildung, dem namhafte Wissenschaftler wie der Vizevorsitzende der Hochschulrektorenkonferenz, Dieter Lenzen, oder Hans-Peter Blossfeld vom Europäischen Hochschulinstitut Florenz angehören, sieht „deutliche Alarmzeichen“, wenn Pädagogen zunehmend gefühllos und desinteressiert im Umgang mit den Kindern agieren, wenn die Lehrer ihre eigene Kompetenz in Zweifel ziehen und wenn es ihnen nicht gelingt, eine entspannte Atmosphäre im Klassenzimmer herzustellen.

Ein Grund für die chronische Überlastung vieler Lehrer ist die verschwimmende Grenze zwischen Job und Freizeit. Zumal Lehrer viele Tätigkeiten wie die Unterrichtsvorbereitung oder das Korrigieren von Klassenarbeiten zu Hause erledigen. Laut einer Umfrage im Auftrag des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) klagt jeder zweite Lehrer darüber, in der Freizeit nicht abschalten zu können. Ein Drittel gibt an, mehr als zehn unbezahlte Überstunden pro Woche zu leisten.