CDU wollte um jeden Preis Ramelows Wahl zum Ministerpräsidenten in Thüringen verhindern

Erfurt . Vor der Wahl von Bodo Ramelow zum thüringischen Ministerpräsidenten hat Thüringens CDU-Fraktionschef Mike Mohring offenbar versucht, gemeinsam mit der AfD Rot-Rot- Grün noch zu verhindern. Nach einem „Spiegel“-Bericht sollen die Pläne für einen gemeinsamen Kandidaten weiter fortgeschritten gewesen sein als bisher bekannt – trotz der Beschlusslage des CDU-Bundesvorstands gegen Bündnisse mit der rechtskonservativen Alternative für Deutschland (AfD).

Mohring habe in der Sitzung der Fraktionsführung Anfang November von einem guten Draht zur AfD berichtet. „Mindestens muss klar sein: Die CDU muss stehen, und die AfD muss stehen. Also wenn, muss ich mit 45 Stimmen da rausgehen“, habe er mit Blick auf eine Kampfkandidatur gegen Bodo Ramelow (Linke) gesagt und ein Treffen mit AfD-Vertretern angekündigt. „Und dann muss man das besprechen.“ Laut „Spiegel“ berichtete Mohring in der kleinen Runde zudem, er habe für seinen Kurs das Plazet von CDUChefin Angela Merkel. Im Sommer hatte sich der CDU-Bundesvorstand allerdings gegen Bündnisse mit der AfD im Bund und den Ländern festgelegt. „Die AfD kann für uns kein Partner sein“, hatte CDU-Generalsekretär Peter Tauber erklärt. Ein CDU-Kandidat, der das Amt des Ministerpräsidenten nur mit den Stimmen der AfD erreichen könne, solle die Wahl nicht annehmen. Ein Sprecher der Thüringer CDU-Fraktion dementierte den Bericht nicht. Entscheidend sei das abschließende Handeln im Parlament, hieß es in einer Stellungnahme. „Wir haben keinen Kandidaten in den ersten beiden Wahlgängen aufgestellt, um nicht in Abhängigkeit von der AfD zu sein und Rot-Rot-Grün an der eigenen Mehrheit scheitern zu lassen, was im ersten Wahlgang auch geklappt hat.“ Das sei auch Merkels Empfehlung gewesen.

Jusos hoffen auf Rot-Rot-Grün nach der Wahl 2017 auch im Bund

Der Vorsitzende der AfD-Fraktion im Landtag, Björn Höcke, bestätigte ein Treffen mit Mohring sowie mehrere Telefonate mit ihm. Dies habe dem „Kennenlernen und Gedankenaustausch“ gedient, um konkrete Zusammenarbeit sei es nicht gegangen, sagte er. Seine Fraktion sei aber bereit gewesen, einen Kandidaten der CDU mitzuwählen. „Herr Mohring war da unser erster Ansprechpartner.“ Zuletzt war allerdings im Gespräch, dass die CDU im Falle eines dritten Wahlgangs den parteilosen Politikwissenschaftler Klaus Dicke, Ex- Rektor der Universität Jena, ins Rennen schickt. Ramelow erreichte aber am vergangenen Freitag im zweiten Anlauf die erforderliche Stimmenzahl für seine Wahl, sodass es nicht zu einem weiteren Wahlgang kam.

Der mutmaßliche CDU/AfD-Flirt in Thüringen stieß bei der SPD, die im Bund mit der Union regiert, auf Kritik. „Die CDU muss Klarheit über ihren Kurs mit der AfD schaffen“, erklärte der Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Thomas Oppermann. „Das ist ein Spiel mit dem Feuer.“

Die Parteijugend der SPD sieht wiederum nach der nächsten Bundestagswahl für Rot-Rot-Grün eine realistische Chance. Auch wenn in Thüringen das falsche Rot an der ersten Stelle steht, die Juso-Bundesvorsitzende Johanna Uekermann ist von dem Modell überzeugt. „Thüringen zeigt, dass eine Zusammenarbeit möglich ist, Rot-Rot- Grün wird auch im Bund zu einer realistischeren Option“, sagte Uekermann während des Juso-Bundeskongresses. Sie führt seit 2013 die Jugendorganisation der Sozialdemokraten. Aber die Jusos stellen Bedingungen an die Linke. „Antisemitische Spinner dürfen in dieser Partei nicht länger ein Forum erhalten“, forderte Uekermann.