Frankfurt. Der Würzburger Arzt Josef Schuster, 60, steht künftig an der Spitze des Zentralrats der Juden in Deutschland. Das Präsidium wählte den bisherigen Vizepräsidenten des Rates am Sonntag in Frankfurt am Main erwartungsgemäß zum Nachfolger von Dieter Graumann, 64, der seit 2010 an der Spitze des Zentralrats stand und nicht wieder kandidierte. Nach vier Jahren in diesem Ehrenamt wolle er wieder mehr Zeit für die Familie haben, begründete der Frankfurter Immobilienunternehmer seine Entscheidung.

Mit Graumann führte erstmals ein Vertreter jener Generation den Zentralrat, die den Holocaust nicht selbst erlebte. Auch Schuster, der in Haifa geboren wurde, gehört dieser Generation an. In der Nazizeit musste seine Familie, deren Geschichte sich in Unterfranken über mehr als 400 Jahre zurückverfolgen lässt, aus Deutschland fliehen. Als sie Mitte der 50er-Jahre nach Unterfranken zurückkehrte, war Schuster zwei Jahre alt. Zu seinem Lebensmittelpunkt wurde Würzburg, wo er seit 1988 als niedergelassener Arzt praktiziert. Schuster ist Vorsitzender der Israelitischen Kultusgemeinde Würzburg und Unterfranken und Präsident des Landesverbandes der Israelitischen Kultusgemeinde in Bayern.