Ausländer zahlen mehr in Sozialkassen, als sie von dort erhalten

Gütersloh/Berlin. Entgegen der vorherrschenden Meinung belasten Zuwanderer die Sozialkassen nicht, sondern sorgen laut einer Studie sogar für ein erhebliches Plus. Die 6,6 Millionen Ausländer in Deutschland sind nach der am Donnerstag in Berlin und Gütersloh veröffentlichten Untersuchung des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) für einen Überschuss der Sozialkassen von 22 Milliarden Euro verantwortlich. Jeder Mensch ohne deutschen Pass zahle pro Jahr im Durchschnitt 3300 Euro mehr Steuern und Sozialabgaben, als er an staatlichen Leistungen erhalte, so die Studie im Auftrag der Bertelsmann Stiftung.

Dagegen sind zwei Drittel der Deutschen nach einer Bertelsmann-Umfrage von 2012 überzeugt, dass Zuwanderung die Sozialsysteme belastet. Die Studie widerlege diese Auffassung, betonte die Stiftung. Bereits 2004 sei den Sozialkassen ein Überschuss von 2000 Euro pro Ausländer geblieben. Der Anstieg seitdem sei auf die günstige Entwicklung am Arbeitsmarkt zurückzuführen.

Nach der Erhebung könnte der Beitrag der Ausländer zu den öffentlichen Haushalten noch stärker steigen, wenn sich ihr Bildungs- und Qualifikationsniveau erhöht. „Gute Bildungspolitik ist die beste Integrationspolitik“, betonte Stiftungsvorstand Jörg Dräger. Selbst erhebliche zusätzliche Bildungsinvestitionen würden sich finanziell für den Staat lohnen. Wenn die bereits heute in Deutschland lebenden Ausländer unter 30 Jahren durchschnittlich das gleiche Bildungsniveau erreichten wie die Deutschen und dadurch im Job entsprechend besser verdienten, würde diese Altersgruppe über ihre gesamte Lebenszeit pro Kopf 118.400 Euro mehr an Steuern und Abgaben zahlen, erklärte die Stiftung.

Der Autor der Studie, Holger Bonin vom ZEW, plädierte dafür, Zuwanderung sinnvoll zu steuern: „Je besser qualifiziert die Zuwanderer, desto höher ihr Beitrag zur Finanzierung der öffentlichen Kassen.“ Wenn künftig mindestens 200.000 Zuwanderer pro Jahr nach Deutschland kämen, 30 Prozent von ihnen hoch und weitere 50 Prozent mittel qualifiziert wären, könnte jeder deutsche Bürger um 400 Euro fiskalisch entlastet werden. Auch sei über eine qualifizierte Zuwanderung eine langfristige Stabilisierung der Staatshaushalte zu erreichen.

Dräger erklärte, derzeit profitiere Deutschland zwar stark von der Arbeitsmobilität innerhalb der EU, das Land sei aber noch nicht attraktiv genug für Fachkräfte aus Drittstaaten. „Der globale Talentstrom zieht derzeit an uns vorbei“, so Dräger. Die Einwanderungspolitik müsse deshalb teilweise neu ausgerichtet werden. Er verwies auf die von der Stiftung 2013 vorgestellte „Schwarz-Rot-Gold-Karte“, mit der ausländische Fachkräfte aktiv angeworben werden sollten. Auch Flüchtlinge, die auf absehbare Zeit nicht in ihr Heimatland zurückkehren könnten, sollten schneller in den Arbeitsmarkt integriert werden.