Oberster Verbrechensbekämpfer gibt sein Amt nach zehn Jahren an Holger Münch ab

Berlin. Der Ruhestand ließ lange auf sich warten. Mit 67 Jahren hat Deutschlands oberster Verbrechensbekämpfer, Bundeskriminalamts-Chef Jörg Ziercke, längst das Pensionsalter erreicht. Ziercke musste aber auf Posten bleiben, denn die Suche nach einem Nachfolger für den schwierigen Posten hat sich lange hingezogen. Am heutigen Mittwoch wird Ziercke auf der BKA-Jahrestagung in Mainz feierlich verabschiedet, und sein Nachfolger Holger Münch wird offiziell ins Amt eingeführt. Seine Arbeit in der BKA-Zentrale in Wiesbaden wird der Neue am 1. Dezember aufnehmen.

Auf der BKA-Herbsttagung diskutieren mehrere Hundert Sicherheitsexperten bis Donnerstag über den Kampf gegen die organisierte Kriminalität. In Vorträgen geht es um den rechtlichen Rahmen und um internationale Strategien, wie das Milliardengeschäft krimineller Banden gestoppt werden kann.

Münch vermied jede öffentliche Äußerung zu seinem neuen Amt an der Spitze der Mammutbehörde mit ihren mehr als 5500 Mitarbeitern, seit er im September dafür nominiert wurde. Er bestätigte damit seinen Ruf als zurückhaltender und teamorientierter Spitzenbeamter, der dem Rampenlicht aus dem Weg geht. Der neue Job in Wiesbaden wird es freilich mit sich bringen, dass Münch öffentlich weitaus präsenter sein wird als in seinem bisherigen Amt als Innen-Staatsrat und Chef des Landeskriminalamts im beschaulichen Bremen. Das BKA ist ein zentraler Stützpfeiler der Sicherheitsarchitektur in Deutschland. Es koordiniert die Kriminalitätsbekämpfung national und international. Das Themenspektrum reicht von der organisierten Kriminalität über internationale Kinderschänderringe bis hin zum Terrorismus.

Münch hat die Polizeiarbeit „von der Pike auf kennen gelernt“, lobt die Gewerkschaft der Polizei (GdP). Der am 17. August 1961 in Bremen geborene Münch war von 1980 bis 1987 im Polizeidienst der Hansestadt, bevor er für vier Jahre zum BKA nach Meckenheim bei Bonn wechselte. 1991 ging Münch zurück nach Bremen, wo er einige Jahre die Reform der Polizeibehörde leitete – bevor er dort selbst verschiedene Führungsfunktionen übernahm. Von 2009 bis 2011 war er Polizeipräsident in Bremen, seither ist der parteilose Beamte Innen-Staatsrat in der rot-grün regierten Hansestadt.

In Münchs neuem Amt wird ein rauerer Wind wehen als im bisherigen. Gleich mehrfach musste der bisherige BKA-Chef Ziercke, der vor zehn Jahren vom damaligen Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) ins Amts gebracht worden war, nach Berlin reisen, um Bundestagsausschüssen wegen der Edathy-Affäre Rede und Antwort zu stehen. Dabei geht es um die Frage, ob die Ermittlungen unnötig verzögert wurden – und ob das Bundeskriminalamt die Regierung über den brisanten Fall informieren durfte.

Das nötige Stehvermögen für diese Herausforderungen dürfte Holger Münch mitbringen: Der verheiratete Vater von zwei Söhnen gilt als humorvoll und intelligent, fit für den Job hält er sich am liebsten durch Radfahren. Da dürfte sich aber einiges ändern für den begeisterten Hobbysportler, denn ein BKA-Chef hat natürlich Personenschutz. Aber auch das ist ihm vertraut: In seiner Meckenheimer BKA-Zeit war Holger Münch nämlich selbst beim Personenschutz tätig.