40 Jahre Sozialismus hinterließen tiefe Spuren im östlichen Teil Deutschlands. Die einst Mächtigen der DDR haben das Antlitz bis zur Groteske verfallen lassen. Der Mauerfall macht es sichtbar.

Als vor 25 Jahren die Mauer fiel, strömten nicht nur die Ostdeutschen gen Westen, um die neue Freiheit zu genießen, Verwandte zu besuchen oder sich ein eigenes Bild vom Kapitalismus zu machen. Auch Westdeutsche begaben sich auf den Weg nach Osten, um Spuren der Familiengeschichte zu suchen oder einfach aus Neugierde und Interesse.

Einer von ihnen war Peter Kruse, damals Chefredakteur des Hamburger Abendblatts. Die Wurzeln seiner Familie liegen auch in Berlin, Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Per Auto, Bahn und Flugzeug hat er nach dem Mauerfall Tausende Kilometer in der noch existierenden DDR zurückgelegt – einem „geschundenen Land“, wie er feststellen musste.

Mit statistischen Tricks hatte sich die DDR unter die zehn führenden Industrienationen der Erde gerechnet. Die Realität war eine andere. Neben der Bevormundung durch Staat und Partei waren es vor allem auch die zunehmenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten und der sichtbare Verfall der Städte, Dörfer und ganzer Landstriche, die die Menschen im Jahr 1989 außer Landes oder auf die Straßen trieben.

„Vierzig Jahre Sozialismus haben vollendet, was alliierten Bomberverbänden gegen das Dritte Reich nur zum Teil gelang: die Zerstörung wertvoller alter Wohnviertel. Die einst Mächtigen der DDR haben das Antlitz ihres hochgelobten Landes, das ein Hort der neuen Menschenklasse sein sollte, bis zur Groteske verfallen lassen“, schreibt Kruse in seinen Erinnerungen. Oder wie es die DDR-Bürger in Abwandlung einer Parole der Friedensbewegung sagten: „Ruinen schaffen ohne Waffen“.

Mit der Kamera hat Kruse den damaligen Zustand des Landes festgehalten. Wer sich die Bilder heute betrachtet, findet den Satz Helmut Kohls von den blühenden Landschaften nicht mehr ganz so absurd, wie er von manchen Kritikern des damaligen Kanzlers gern dargestellt wird.