Berlin. Der frühere Weltbankpräsident Robert Zoellick hat sich für eine stärkere internationale Führungsverantwortung Deutschlands ausgesprochen. „Deutschland ist nicht die Schweiz, auch wenn das manche Deutsche gern sähen“, sagte der US-Politiker am Montag in Berlin. Obwohl sich das Land in einer Leaderrolle nicht wohlfühle, dominiere es Europa und sei weltweit angesehen, erklärte Zoellick bei einem Podium der Konrad-Adenauer-Stiftung zur friedlichen Revolution von 1989. Zoellick äußerte die Hoffnung, dass kommende deutsche Generationen feststellten: „Freiheit gibt es nicht umsonst.“ Die US-Regierung habe sich 1989 früh für ein geeintes Deutschland eingesetzt.

Zoellick betonte, die Zusammenarbeit zwischen den Regierungen beider Länder sei damals außergewöhnlich gut gewesen. Zugleich räumte er ein, dass bei der deutsch-amerikanischen Partnerschaft seitdem auf beiden Seiten Fehler gemacht worden seien. Der Politiker war Chefunterhändler der USA bei den Zwei-plus-vier-Verhandlungen zwischen den beiden deutschen Staaten und den früheren Siegermächten.

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) mahnte, eine stärkere Führungsrolle sei nur gemeinsam mit den europäischen Partnern zu verwirklichen: „Europa verträgt nicht eine zu offensichtliche deutsche Führung.“ Deutschland werde einen Großteil der amerikanischen Erwartungen an die Bundesrepublik „nur als Teil des sich integrierenden Europas“ erfüllen. Deutschland allein „kann nicht liefern, was die USA brauchen“. Dies könne nur ein gemeinsames Europa leisten, sagte der Finanzminister, der als Verfechter eines engeren Zusammenrückens Europas gilt. Schäuble verteidigte die Art der Umsetzung der deutschen Einheit. Wenn man etwa eine neue Verfassung ausgearbeitet hätte, anstatt wie geschehen die DDR zum Grundgesetz beitreten zu lassen, hätten die Verhandlungen Jahre gedauert. „Wir wären wahrscheinlich nicht zu einem Ergebnis gekommen“, mutmaßte Schäuble.