Berlin. Der Wirtschaftsflügel der Union unternimmt einen weiteren Vorstoß, damit sich längeres Arbeiten auch für Arbeitnehmer im Rentenalter lohnt. Vorbild ist Japan: Dort liegt die gesetzliche Regelaltersgrenze zwar bei 65 Jahren, das durchschnittliche Renteneintrittsalter aber bei nahe 70 Jahren. Für die Verhandlungen mit der SPD in der Koalitionsarbeitsgruppe zur Flexi-Rente am Montag pochen Mittelstandsvereinigung und Wirtschaftsrat der CDU/CSU (MIT) auf einen Bonus für arbeitende Rentner. Sie sollen den Beitrag zur Renten- und zur Arbeitslosenversicherung, die der Arbeitgeber für sie entrichtet, ausbezahlt bekommen.

„Statt arbeitende Senioren mit Strafzahlungen ohne Gegenleistung zu belegen, sollten wir sie mit einem Flexi-Bonus zur Erwerbstätigkeit ermutigen und so einen Mentalitätswandel unterstützen“, sagt MIT-Bundesvorsitzende Carsten Linnemann. Mit dem Flexi-Bonus könnten 400.000 ältere Beschäftigte gewonnen werden. Dadurch werde der Fachkräftemangel gelindert und der Wirtschaftsstandort Deutschland gestärkt.

Auch der Arbeitslosenbeitrag müsse gestrichen werden, denn Rentner könnten gar nicht mehr arbeitslos werden. „Künftig muss Schluss damit sein, dass für Erwerbstätige jenseits der Regelaltersgrenze Arbeitslosen- und Rentenbeiträge gezahlt werden“, sagt der Generalsekretär des Wirtschaftsrates, Wolfgang Steiger. „Es muss wieder gelten: keine Leistungen, keine Beiträge.“

Die Abschaffung der Arbeitgeberbeiträge für Rentner ist in der Koalitionsarbeitsgruppe, die bis Weihnachten ein Konzept vorlegen soll, jedoch heftig umstritten. Gewerkschaften und Sozialdemokraten fürchten, dass „billige Alte“ „teure Junge“ verdrängen könnten.

Arbeitsministerin Nahles befürchtet Belastung der Rentenversicherung

Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) hatte den Flexi-Bonus auch aus Kostengründen abgelehnt. Schließlich würden der Flexi-Bonus die Rentenversicherung mit 320 Millionen Euro im Jahr belasten, müssen auch MIT und Wirtschaftsrat einräumen. Weitere 50 Millionen Euro Mindereinnahmen entfallen auf die Arbeitslosenversicherung. Der Wirtschaftsflügel macht aber eine Gegenrechnung auf: „Jeder, der motiviert durch den Flexi-Bonus länger arbeitet, zahlt mehr Einkommenssteuer und mehr Beiträge zur Kranken- und zur Pflegeversicherung“, sagt Linnemann. Jeder zusätzliche Beschäftigte jenseits der Regelaltersgrenze brächte 5000 Euro mehr in die öffentlichen Kassen. Bei 400.000 zusätzlichen Beschäftigten wären dies zwei Milliarden Euro für den Staat.