Nach Gewaltakten schützen Truppen der EU umkämpftes Land

Hamburg/Bangui. Es ist einer dieser Konflikte, die auf dem Radar der Weltpolitik nur sehr selten aufblinken. Hauptmann Björn Puls aus Hamburg schläft in diesen Nächten unter Moskitonetzen. Er schluckt Pillen, um Malaria vorzubeugen, und schwitzt sich bei einer Luftfeuchtigkeit von 90 Prozent durch die Tage, hier in Bangui, einer Stadt mitten in Afrika.

Was hier in der Hauptstadt der Zentralafrikanischen Republik im vergangenen Frühjahr passierte, war grausam und forderte bisher mehrere Tausend Opfer. Im März 2013 stürzten islamistische Rebellengruppen den damaligen Präsidenten François Bozizé. Als Antwort machten die mehrheitlich christlichen Anti-Balaka-Milizen Jagd auf Muslime. Ärzte berichteten von abgeschnittenen Ohren, Nasen und Brustwarzen.

Kriminelle Gruppen vertrieben Menschen und plünderten Gebäude. Frauen wurden vergewaltigt, Kinder als Kämpfer eingesetzt. Das ergab eine Analyse des Internationalen Gerichtshofs. Sowohl Mitglieder der Islamisten-Rebellen als auch die christlichen Milizen sollen Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen haben.

Derzeit sei die Situation in Bangui „weitestgehend stabil“, sagt Hauptmann Puls. Seit Sommer ist er Soldat in der EU-Militärmission Eufor RCA, eine derzeit knapp 800 Personen starke Truppe, die neben der seit Mitte September stationierten und knapp 8000 Soldaten starken Uno-Truppe durch die umkämpften Viertel von Bangui patrouilliert. Puls beantwortet Fragen des Abendblatts per E-Mail. Eine Sprecherin der Bundeswehr sendet der Redaktion Puls’ Antworten zurück. Insgesamt sind bisher vier Soldaten aus Deutschland im Einsatz in Zentralafrika.

Hauptmann Puls arbeitet vor allem im Operationszentrum des Hauptquartiers. Er analysiert das Lagebild, vor allem in den noch immer angespannten Stadtvierteln von Bagui im dritten und fünften Distrikt. „Es ist sehr deutlich, dass sowohl die Mehrheit der Christen, als auch der Muslime, gemeinsam und so schnell wie möglich einen dauerhaften Frieden erreichen wollen“, schreibt Puls. Nicht die Religion sei Ursache des Bürgerkriegs und des Mordens. Die Konflikte würden vor allem durch kriminelle Banden entstehen, so Puls.

Bisher waren die internationale Friedensmissionen immer nur mit kleinen Kontingenten an Soldaten in dem Land im Einsatz. Sie konnten wenig ausrichten. Die Gewalt flammte immer wieder auf. Auch die Entsendung der EU-Truppen in diesem Jahr verlief zäh.

Derweil sind eine Million Menschen wegen der Gewalt der Banden auf der Flucht. Das Land ist zerfallen in einen christlichen Süden und einen muslimischen Norden. Menschen würden in Ruinen leben und hätten keinen Zugang zu Wasser und Strom, berichtet der Soldat aus Hamburg. Die Zeit, das Land zu stabilisieren, ist knapp. Schon Weihnachten ist der EU-Einsatz nach jetzigen Planungen wieder beendet. Dennoch gebe es Fortschritte. Sicherheit und Versorgung der Anwohner in den umkämpften Vierteln von Bangui sei deutlich besser. „Die Menschen setzen ihre Hoffnung auf einen dauerhaften Frieden in uns“, schreibt Puls.

Dabei würden die Soldaten große Verantwortung tragen, ein Gefühl von Sicherheit in der Stadt zu etablieren. Einmal, erzählt er, hätte eine Truppe der EU-Mission einen Gottesdienst besucht. „Als wir die Kirche betraten, brachen die Menschen in Jubel aus.“ Das motiviere Puls in seinem Einsatz. Trotz Moskitos und Hitze.