Berlin. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge rechnet mit einer weiter steigenden Zahl von Flüchtlingen in Deutschland. Bislang geht die Behörde von insgesamt 200.000 Anträgen in diesem Jahr aus. „Es kann aber durchaus sein, dass die genannte Prognose korrigiert werden muss, sollte die Situation in den Herkunftsstaaten eine nicht vorhersehbare Entwicklung nehmen“, erklärte ein Sprecher des Bundesamts in Nürnberg. Erfahrungsgemäß stiegen die Antragszahlen in der zweiten Jahreshälfte stärker an. Es seien bis zu 25.000 Anträge pro Monat zu erwarten.

Bis Ende August beantragten knapp 116.000 Menschen Asyl in Deutschland, 100.000 davon waren Erstanträge. Es ist die höchste Zahl von Flüchtlingen seit Mitte der 90er-Jahre. Im kommenden Jahr werde die Zahl nicht geringer ausfallen, prognostiziert das Bundesamt. Nach momentaner Schätzung seien 2015 rund 200.000 Erst- und 30.000 Folgeanträge möglich, erklärte der Sprecher.

Vor dem Hintergrund der Überforderung vieler Kommunen bei der Unterbringung von Flüchtlingen hat das Bundeskabinett Pläne von Bundesbauministerin Barbara Hendricks (SPD) zum beschleunigten Bau von Flüchtlingsunterkünften gebilligt. Die Bundesregierung unterstützt damit eine Gesetzesinitiative des Bundesrates. Mit einer Änderung des Bauplanungsrechts soll erreicht werden, dass Unterkünfte schneller und auch auf bisher dafür nicht erlaubten Flächen errichtet werden dürfen.

Damit würde die Umnutzung von Büro- und Geschäftshäusern erlaubt. Unter bestimmten Bedingungen soll es auch möglich sein, Asylbewerberheime in Gewerbegebieten zu errichten. Der Bundestag muss das Gesetz beschließen. Hendricks will erreichen, dass die Gesetzgebung noch in diesem Jahr abgeschlossen wird. Derweil will Bayern an diesem Freitag im Bundesrat eine Initiative für eine andere Verteilung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen starten.