Die Bürger sind durch Datenspeicherung alarmiert, surfen aber munter weiter

Berlin. Die meisten Deutschen nutzen das Internet regelmäßig – und verfolgen die digitale Revolution dennoch mit erheblichem Misstrauen. Denn dem Staat und mehr noch der privaten Wirtschaft trauen die Bürger einen Missbrauch der Daten zu. Dies zeigt eine repräsentative Umfrage, die das Institut für Demoskopie Allensbach (IfD) im Auftrag des John-Stuart-Mill-Instituts der SRH-Hochschule Heidelberg durchgeführt hat.

Zum einen hat die massenhafte Speicherung von Daten durch US-Geheimdienste die Bürger alarmiert. Zum anderen beunruhigen die technischen Möglichkeiten, die Internetgiganten wie Google, Amazon oder Facebook zur Verfügung stehen. Vor allem die häufigen Nutzer treibt die Furcht vor dem Verlust der Privatsphäre um. Zwei von drei Deutschen sehen die Freiheit durch die Ausspähung im Internet durch ausländische Geheimdienste bedroht. Gut 60 Prozent fürchten, dass Unternehmen persönliche Daten sammeln und an den Staat weitergeben. Ebenso groß ist die Furcht, dass solche Informationen von den Firmen an andere Unternehmen weitergereicht werden. Auch die Nutzung des Netzes durch Terroristen wird von der Mehrheit der Bürger befürchtet. Dass der Staat die digitalen Möglichkeiten nutzt, um die Bevölkerung zu überwachen, glaubt fast jeder Zweite.

Dabei gibt es zwischen den Altersgruppen erhebliche Unterschiede. So wird von den Jüngeren die Gefahr durch die Datensammlung und Weitergabe durch private Unternehmen als größer eingeschätzt als die Terrorismusgefahr. Lediglich die über 60-Jährigen empfinden die Bedrohung durch den Terror als beängstigender. Und auch mit Blick auf den Staat unterscheiden sich Jung und Alt. Während die 16- bis 29-Jährigen in Sachen Datensammlung eher den Firmen trauen, halten die Älteren Google und Co. für weniger vertrauenswürdig als den Staat. Doch selbst von den über 60-Jährigen sagt nur jeder Fünfte, er traue dem Staat hier über den Weg. Und auch nur jeder zehnte Jüngere vertraut den privaten Firmen. Die große Mehrheit in allen Bevölkerungsgruppen hält somit weder Staat noch Wirtschaft für vertrauenswürdig. Obwohl das Misstrauen derart groß sei, lehne die Bevölkerung staatliche Eingriffe zum Schutz der Bürger vor den Internetunternehmen, wie sie etwa Innenminister Thomas de Maizière plant, aber überraschenderweise ab.