Im Landtagswahlkampf in Sachsen präsentiert sie sich als facettenreiche Protestpartei

Grimma. „Wir gehen die Merkel jetzt ein bisschen ärgern“, sagt Uwe Wurlitzer und reibt sich die Hände. Der bullige Generalsekretär der Alternative für Deutschland (AfD) in Sachsen hat beste Laune. „Politik soll Spaß machen“, tönt er. Auf dem Marktplatz von Grimma tritt Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auf. Die Kanzlerin nimmt die Anwesenheit der rund zwei Dutzend AfDler, die ihre blauen Wahlplakate auf dem Platz hochhalten, gelassen. Über ihr kreist ein Sportflugzeug mit einem Banner der AfD.

Bei der Wahl am 31. August will die AfD das erste Mal den Sprung in ein Landesparlament schaffen. In Sachsen läuft der Wahlkampf etwas anders. Für Parteichef Bernd Lucke ist diese Art von öffentlichen Stör-Auftritten noch etwas fremd. Trotzdem zieht der Hamburger Professor für Volkswirtschaft am Straßenrand tapfer das Oberhemd aus, als ihm Wurlitzer ein Partei-T-Shirt mit der Aufschrift „Mut-Bürger“ reicht. Da seine Partei bisher nur im Europaparlament und in einigen Stadträten vertreten ist, muss er jede Gelegenheit nutzen, um die Aufmerksamkeit potenzieller Wähler zu gewinnen. Und in Thüringen und Brandenburg wird zwei Wochen später gewählt.

Auf dem Marktplatz wartet Parteisprecherin Frauke Petry auf Lucke, die Spitzenkandidatin der AfD Sachsen. Die Chemikerin geht im Moment vor allem mit Angst-Themen auf Wählerfang: „Zu viel Kriminalität in der Grenzregion“ und „keine unbegrenzte Zuwanderung“. „Alles wird gut“ ist ein Satz, den Petry in diesen Tagen häufig gebraucht. Tatsächlich sieht es laut Umfragen so aus, als würde ihre Partei, die erst seit April 2013 existiert, in den sächsischen Landtag einziehen. Die rechtsextreme NPD muss dagegen um ihre acht Sitze fürchten. Auch sie hat deshalb an diesem kühlen Sommertag eine Abordnung zu der CDU-Wahlkampfveranstaltung mit Merkel und Ministerpräsident Stanislaw Tillich geschickt.

„Heimat schützen – Asylbetrug stoppen“, steht auf ihren Plakaten. Sobald die NPD-Anhänger auftauchen, sucht die AfD-Führung das Weite. „Wir wollen auf jeden Fall Abstand zu denen halten, nicht nur politisch, sondern auch räumlich“, sagt Petry. Wurlitzer, der in Leipzig eine Immobilienagentur hat, gehört wie Lucke auch zu den ehemaligen CDU-Mitgliedern in der AfD. Über eine mögliche Koalition mit den Christdemokraten in Sachsen möchten die beiden ungleichen Männer lieber noch nicht sprechen. Sie sehen sich in vielen Punkten als Nachfolgepartei der „alten CDU vor Merkel“. Mit dieser Ausrichtung wollen sie auch Kurs auf den Bundestag nehmen.