Berlin. Willkommen in der Schlaglochrepublik Deutschland: Bröckelnde Asphaltdecken werden in vielen Orten immer wieder nur notdürftig ausgebessert. Auf maroden Brücken gilt Schleichtempo für Lkw und Güterzüge. Und wenn es schlimmer kommt, müssen Lastwagen sogar Umwege fahren. Das Transitland Deutschland fährt seine Verkehrswege seit Jahrzehnten auf Verschleiß. „Wir sind dabei, unsere Verkehrsinfrastruktur zu ruinieren“, warnte der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Ulrich Grillo. „Je später wir handeln, desto teurer wird es.“ Für den Werterhalt wären jährliche Investitionen von 20 Milliarden Euro nötig – was nicht der Fall ist. Die fünf großen Probleme beim Erhalt der Infrastruktur:

Brücken: Marode Brücken sind zum Symbol der Mangelverwaltung geworden und tatsächliche Flaschenhälse. Bröckelt eine Brücke, bremst das den Verkehr – mit Tempolimits, Gewichtsbeschränkungen, Sperrungen. Viele der 39.000 Fernstraßenbrücken sind älter als 40 Jahre. Bundesminister Alexander Dobrindt will in einem Sonderprogramm eine Milliarde Euro für Sanierungen einsetzen, 400 Millionen Euro mehr als zuvor geplant.

Schleusen: Für Gütertransporte auf dem Wasser sind Schleusen echte Nadelöhre. Das zeigte sich im vergangenen Jahr am Nord-Ostsee-Kanal. Wegen Defekten an rund 100 Jahre alten Schleusen in Brunsbüttel wurde der stark befahrene Kanal für große Schiffe gesperrt. Die Alternative: rund 460 Kilometer Umweg um Dänemark herum. Für den Bau einer fünften Schleuse in Brunsbüttel genehmigte der Bundestag 485 Millionen Euro.

Wünsch-dir-was: Die eigene Umgehungsstraße, der eigene modernisierte Bahnsteig – wenn es um Bundesgeld für Verkehrsprojekte geht, denken viele Länder und Kommunen zuerst an sich. Für die Planung bis 2030 hätten die Länder Hunderte „Luftschlösser“ beim Bund angemeldet, kritisiert der Umweltverband BUND. Zu achten sei vielmehr auf die Bedeutung fürs Gesamtnetz und das Zusammenspiel der Verkehrsträger.

Effizienz: Gerade knappe Mittel müssen sparsam eingesetzt werden. Doch immer wieder laufen Kosten- und Terminpläne aus dem Ruder, nicht nur bei Großprojekten wie dem künftigen Berliner Hauptstadtflughafen. Als Anreiz wird über Bonus- und Maluszahlungen je nach Pünktlichkeit von Planern und Baufirmen diskutiert. Kürzer werden könnten die teils jahrelangen Genehmigungsverfahren, aber mit früher Bürgerbeteiligung.

Prioritäten: Geld für Verkehrswege wird teils nach festen regionalen Schlüsseln verteilt. Und Wahlkreisabgeordnete durchschneiden liebend gern Bänder für Neueröffnungen. Künftig will die Bundesregierung aber Erhalt und Sanierung klar vor den Aus- und Neubau stellen. In besonders dringliche Projekte wie national bedeutsame Lückenschlüsse sollen 80 Prozent der Mittel für den Neu- und Ausbau fließen.