München. In der Modellauto-Affäre um die bayerische Staatskanzleichefin Christine Haderthauer hat Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (beide CSU) seine Vertraute öffentlich gerügt. Dass Haderthauer öffentlich über die Vorwürfe gesprochen habe, sei „sicher nicht klug“ gewesen, sagte Seehofer im ZDF-„Sommerinterview“. Haderthauer sollte „gegenüber der Staatsanwaltschaft versuchen, diese Vorwürfe zu entkräften und sie nicht in der Öffentlichkeit diskutieren“.

Im Bayerischen Fernsehen mahnte Seehofer eine rasche Aufklärung an. Als bayerischem Regierungschef sei es ihm wichtig, dass möglichst bald Klarheit herrsche, denn auf Dauer beeinträchtigten die Vorwürfe gegen Haderthauer die Arbeit seines Kabinetts. Seehofer will demnach an Haderthauer festhalten, bekräftigte aber zugleich zwei Punkte, die zu einer anderen Einschätzung führen könnten: eine Erhärtung der Verdachtsmomente oder eklatante Widersprüche zu dem, was Haderthauer bisher mitgeteilt habe.

Seehofer nannte es unklug, dass Haderthauer in der vergangenen Woche als Motiv für die Geschäfte mit den Modellautos Idealismus angegeben hatte. Dadurch sei eine unnötige neue Diskussion entstanden, kritisierte der CSU-Chef. Zwei ehemalige Geschäftspartner Haderthauers hatten die Idealismus-Aussage mit den Worten bestritten, es sei immer nur ums Geld gegangen und dass es keine billigeren Arbeitskräfte als die Psychiatrie-Insassen gegeben habe. Haderthauer hat seit diesen Äußerungen keine neuen Angaben gemacht. Auf ihrem Facebook-Profil, auf dem sie zum Teil auch die Berichterstattung kommentiert hatte, verzichtete sie ebenfalls auf neue Kommentare und veröffentlichte stattdessen zuletzt lediglich ein Foto mit einer Bayernfahne vor einem See.

In der Affäre geht es um Modellautos, die von psychisch kranken Straftätern für geringes Entgelt für das Unternehmen von Haderthauers Mann, Sapor Modelltechnik, angefertigt und dann zum Teil für mehrere Tausend Euro weiterverkauft wurden. Die Politikerin war früher Gesellschafterin der Firma. Ein ehemaliger Kompagnon fühlte sich nach seinem Ausstieg aus dem Unternehmen über die tatsächlichen Gewinne getäuscht und erstattete deshalb Strafanzeige. Laut einem Bericht des „Focus“ weitete dieser Ex-Kompagnon, Roger Ponton, seine Betrugsanzeige aus. Die Modellbaufirma habe über Jahre „aktiv“ Einkünfte von ihm dem Finanzamt gemeldet. Im Jahr 2007 waren es 41.748 Euro. Er habe diese „für ihn gemeldeten jährlichen Einkünfte aus Gewerbebetrieb nie erhalten“.

Die Staatsanwaltschaft München II führt ein Ermittlungsverfahren gegen die CSU-Politikerin.