Berlin. Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dieter Graumann, hat sich erneut über einen massiv wachsenden Antisemitismus im Zuge der Gaza-Krise beklagt. „Das sind die schlimmsten Zeiten seit der Nazi-Ära“, sagte er der Londoner Tageszeitung „The Guardian“. „Auf den Straßen hört man Dinge wie ,die Juden sollten vergast werden, ,die Juden sollten verbrannt werden‘ – das hat es in Deutschland seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben.“ Dies sei keine Kritik an der israelischen Politik, sondern purer Hass gegen Juden. „Wir fühlen uns verwundet und verletzt“, fügte er hinzu.

Graumann sagte, er habe aber nicht die Situation insgesamt gemeint, sondern die öffentlich geäußerten Sprüche. „Das kann man nicht vergleichen, damals war der Staat derjenige, der Juden verfolgt hat“, sagte er mit Blick auf die Nazi-Zeit. „Staat und Politik schützen uns jetzt.“ Graumann betonte, es gehe nicht nur um Deutschland. In Frankreich beispielsweise sei die Situation „noch schlimmer“. Der „Guardian“ berichtet zudem von judenfeindlichen Parolen unter anderem an Geschäften in Italien.

Graumann hatte bereits vor einigen Tagen unzureichende Solidarität durch deutsche Bürger beklagt. In mehreren deutschen Städten hatte es zuletzt Kundgebungen gegen die israelische Militäroffensive im Gazastreifen gegeben. Dabei waren teilweise auch judenfeindliche Sprechchöre zu hören, die in der Öffentlichkeit auf Entsetzen stießen. Auf eine Synagoge in Wuppertal wurden Brandsätze geworfen.