Berlin. Die Polizeibehörden von Bund und Ländern haben nach Informationen des „Spiegel“ keine Anhaltspunkte für weitere Mordtaten der rechten Terrorgruppe NSU. Bei der Überprüfung aller ungeklärten Fälle zwischen 1990 und 2011 hätten das Bundeskriminalamt (BKA) und die Landeskriminalämter keinen Bezug zur Mordserie des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ oder andere Verbindungen zur rechten Szene erkannt, berichtet das Nachrichtenmagazin unter Berufung auf Ermittlerkreise. Die Innenministerkonferenz hatte die Überprüfung nach dem Auffliegen des NSU angeordnet. Die Ermittler untersuchten laut „Spiegel“ 418 vollendete und 327 versuchte Tötungsdelikte.

Dem NSU werden zehn Morde zur Last gelegt, neun an Kleinunternehmern ausländischer Herkunft, einer an einer deutschen Polizistin. Die mutmaßlichen Haupttäter Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt hatten sich im November 2011 erschossen, um der Festnahme zu entgehen. Ihre Gefährtin Beate Zschäpe steht derzeit in München wegen Mittäterschaft vor Gericht.

Sie ist offenbar unzufrieden mit der Verhandlungsführung ihrer Pflichtverteidiger und fordert deshalb ihre Ablösung. Dies geht aus einer schriftlichen Erklärung Zschäpes an das Gericht hervor, in der sie ihren Antrag auf einen Verteidigerwechsel begründet, berichtet das Magazin „Focus“. In der schriftlichen Erklärung kritisiert Zschäpe demnach ihre Anwälte Wolfgang Heer, Wolfgang Stahl und Anja Sturm in mehreren Punkten. Von einem grundsätzlichen Streit über ihr Aussageverhalten sei in dem Papier jedoch nicht die Rede. Laut „Spiegel Online“ handelt es sich um eine äußerst knappe Stellungnahme. Detaillierte Vorwürfe, die auf ein nachhaltig zerrüttetes Vertrauensverhältnis zu den Anwälten schließen ließen, enthalte das Schreiben nicht. Das Gericht selbst will sich am heutigen Montag äußern.