Uwe Böhnhardt könnte die Tat 1993 begangen haben

München/Gera. Am 6. Juli 1993, vor fast 21 Jahren, verschwand der neun Jahre alte Schüler Bernd Beckmann aus Jena. Zwölf Tage später wurde seine Leiche in einem Gebüsch am Ufer der Saale gefunden. Bis heute ist ungeklärt, wer das Kind ermordet hat. Aber seit wenigen Monaten wird in dem Fall wieder ermittelt. Die Staatsanwaltschaft verfolgt eine alte Spur neu. Sie führt zu dem mutmaßlichen NSU-Mörder Uwe Böhnhardt und zu dem mutmaßlichen Helfer des Nationalsozialistischen Untergrunds, Enrico T. Anlass des neuen Verfahrens seien „verbesserte Möglichkeiten, Spuren auszuwerten“, sagt Staatsanwalt Jens Wörmann.

Ins Rollen brachten die neuen Ermittlungen aber nicht nur verbesserte Auswertungsmethoden, sondern auch die zahlreichen Vernehmungen zu den Verbrechen des Nationalsozialistischen Untergrunds. Wenige Monate nach dem Auffliegen des NSU-Trios und dem Tod von Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt hatten die Fahnder einen Aussteiger aus der Jenaer Szene ausfindig gemacht. Dieser Mann behauptete, Enrico T. „steht auf kleine Kinder“. T. war aus einem weiteren Grund schon kurz nach dem Auffinden der Kinderleiche unter Verdacht geraten. Nur wenige Meter von dem Toten entfernt lag ein weißer Außenbordmotor. Wie sich herausstellte gehörte er Enrico T. Die Polizei trieb damals erheblichen Ermittlungsaufwand.

T. bestritt in einer Polizeivernehmung im Jahr 2012 aber vehement, mit dem Kindermord etwas zu tun zu haben. Sein Boot mitsamt Außenbordmotor sei ihm gestohlen worden. Er habe es vor dem Verschwinden des Jungen eine Woche lang vergeblich gesucht. Der Einzige, der gewusst habe, wo es lag, sei Böhnhardt gewesen. Beide seien häufig zusammen auf der Saale herumgefahren. Dann sei die Freundschaft zu ihm aber zerbrochen. Als er von den zehn Morden Morden des NSU-Trios an ausländischen Kleinunternehmern und einer deutschen Polizistin gelesen habe, habe er vermutet, Böhnhardt könne Bernd Beckmann ermordet und versucht haben, ihm die Tat „in die Schuhe zu schieben“.