Sachsen-Anhalts früherer Regierungschef hatte 1994 Politik-Geschichte geschrieben, als er sich von ganz links ins Amt verhelfen ließ.

Magdeburg. Der frühere SPD-Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Reinhard Höppner, ist tot. Er starb im Alter von 65 Jahren in der Nacht zum Montag, wie Regierungssprecher Matthias Schuppe bestätigte. Höppner litt seit Jahren an Krebs. Er hinterlässt eine Ehefrau und drei erwachsene Kinder. Höppner ging in die Politik-Geschichte ein als erster Ministerpräsident, der mithilfe der damaligen PDS – der heutigen Linkspartei – ins Amt kam.

Sachsen-Anhalts Regierungschef Reiner Haseloff (CDU) reagierte mit Betroffenheit auf Höppners Tod. Das Land verliere mit ihm „eine Persönlichkeit, die als Vizepräsident der Volkskammer, in zwei Legislaturperioden als Ministerpräsident und bis in die Gegenwart als Repräsentant der EKD unser Land Sachsen-Anhalt maßgeblich geprägt hat“, erklärte der Regierungschef in Wittenberg.

Der aus Haldensleben stammende Sohn eines evangelischen Pfarrers arbeitete von Februar 1988 bis April 1989 in der sogenannten Ökumenischen Versammlung mit. Sie stellt nach Ansicht von Historikern einen wesentlichen Beitrag der Christen zur politischen Wende in der DDR dar. In einem Interview schilderte der promovierte Mathematiker und frühere Fachbuch-Lektor die Stimmung bei diesen Treffen als befreiend. „Plötzlich wurden öffentlich Dinge ausgesprochen, die man sonst nur hinter vorgehaltener Hand sagte.“

Nach der friedlichen Revolution trat er den Sozialdemokraten bei und wurde Vizepräsident der am 18. März 1990 frei gewählten DDR-Volkskammer. Als Ministerpräsident setzte sich Höppner stets vehement für die Interessen der ostdeutschen Bundesländer ein. Der Sozialdemokrat war von 1994 bis 2002 Regierungschef von Sachsen-Anhalt. Er bildete als erster Ministerpräsident der Bundesrepublik eine rot-grüne Minderheitsregierung, die von der Tolerierung durch die PDS abhängig war. Acht Jahre hielt sein „Magdeburger Modell“, ehe Höppner 2002 eine dramatische Wahlniederlage erlitt.

Nach dem Absturz der SPD um fast die Hälfte ihrer Stimmen auf nur noch 20 Prozent übernahm Höppner die politische Verantwortung, blieb aber weiter Landtagsabgeordneter. Erst im Januar 2006 verabschiedete er sich aus der Politik, damals war er bereits erkrankt. Nach seinem Ausscheiden aus dem Landtag wirkte er weiter in kirchlichen Ämtern und blieb ein gefragter Redner. Er war unter anderem 14 Jahre lang Präses der Synode der evangelischen Kirchenprovinz Sachsen. Im Oktober 2005 übernahm er als Nachfolger von Eckhard Nagel bis 2007 das Präsidium des Deutschen Evangelischen Kirchentages.