Paris. Als Zielland für Zuwanderer ist Deutschland in die Weltspitze aufgerückt. Bei der Immigration nach Deutschland könne „ohne Übertreibung von einem Boom“ gesprochen werden, resümierte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in einem am Dienstag veröffentlichten Bericht. Mit 400.000 dauerhaften Zuwanderern im Jahr 2012 stehe Deutschland erstmals in der OECD an zweiter Stelle hinter den USA und habe klassische Einwanderungsländer wie Kanada und Australien und alle anderen europäischen Länder „deutlich hinter sich gelassen“.

Kein anderes OECD-Land weise einen vergleichbaren Anstieg wie Deutschland auf, das 2009 lediglich Platz acht belegt habe, heißt es in dem OECD-Sonderbericht. Allein von 2011 bis 2012 habe der Anstieg 38 Prozent betragen. Grund für die Zunahme seien insbesondere die innereuropäische Migration im Zuge der Personenfreizügigkeit. Der freie Personenverkehr innerhalb der 27 EU-Staaten und der Europäischen Freihandelsregion EFTA bedinge inzwischen mehr als ein Viertel der dauerhaften Zuwanderung nach Deutschland. Laut OECD ist der Anstieg auch darauf zurückzuführen, dass die Migranten wegen der anhaltenden Krise vor allem in Südeuropa länger in Deutschland blieben als in den Vorjahren. Allerdings komme die größte Gruppe der Migranten weiterhin aus mittel- und osteuropäischen Ländern.

Auch mehrere andere europäische Länder, darunter Frankreich, Schweden und Finnland, verzeichneten 2012 Rekordzuwächse bei der Zuwanderung. Dagegen mussten die Krisenländer Spanien (minus 22 Prozent) und Italien (minus 19 Prozent) deutliche Rückgänge hinnehmen (jeweils unter 300.000 Zuwanderer). Aber auch nach Großbritannien kamen weniger Migranten (minus elf Prozent). EU-weit hielt der Rückgang insgesamt auch 2012 (minus zwölf Prozent) an.