Eine Studie der Universität Hohenheim analysiert die Verständlichkeit der Sprache. Die meisten Parteien haben dazugelernt

Brüssel. Viele deutsche Parteien haben gelernt und vermeiden heute Kauderwelsch, Denglisch, unverständliche Fachbegriffe. Die Wahlprogramme zur Europawahl sind durchweg verständlicher als noch vor fünf Jahren und oft auch verständlicher als die zur Bundestagswahl im vergangenen Herbst.

Das sind Ergebnisse einer Untersuchung der Universität Hohenheim in Zusammenarbeit mit der Beratungsfirma CommunicationLab Ulm. Auf einer Skala der Verständlichkeit zwischen 0 (sehr unverständlich) und 20 (sehr verständlich) liegt der Durchschnitt bei 8,9 und damit besser als jemals: Die Wahl am kommenden Sonntag ist „die verständlichste aller Europawahlen seit 1979“, sagt Frank Brettschneider vom Institut für Kommunikationswissenschaften der Uni Hohenheim. Er untersuchte mit seinen Kollegen die Wahlprogramme nach erklärungsbedürftigen, aber nicht erklärten Begriffen, nach zusammengesetzten Worten, „die aus einfachen Einzelwörtern komplexe Wortungetüme“ machen.

Die AfD ist zum ersten Mal dabei. Ob Anfängerfehler oder nicht, sie hat mit einem Wert von 6,4 das formal unverständlichste Parteiprogramm zur Europawahl. Zum Vergleich: Eine durchschnittliche politikwissenschaftliche Doktorarbeit kommt auf einen Wert von 4,3. Politische Artikel in der „Bild“-Zeitung erreichen einen Wert von 16,8. Unter dem Durchschnitt bleiben ebenfalls Linke (6,8), FDP (7,5) und Grüne (7,7).

Vor unverständlichen Passagen sind auch die Volksparteien nicht gefeit. Dabei schneiden sie besser ab als die Konkurrenz: Die SPD erreicht mit einem Wert von 8,9 genau den Durchschnitt. Die CDU liegt mit 9,5 darüber, sie war in der Geschichte nur einmal besser, 1984. Sieger des Wettbewerbs, den die Forscher initiiert haben, ist mit einem Wert von 13 die CSU.