Brüssel. EU-Gesundheitskommissar Tonio Borg ist besorgt über die im europäischen Vergleich überdurchschnittlich hohe Zahl an Diabetes-Erkrankungen in Deutschland. Nach seinen Angaben leben deutsche Männer durchschnittlich 57,9 Jahre ohne besondere gesundheitliche Einschränkungen, Frauen 58,7 Jahre. „Die Zahl der gesunden Lebensjahre liegt damit in Deutschland unter dem europäischen Durchschnitt von 61,8 Jahren für Männer und 62,2 Jahren für Frauen. In Polen, Belgien oder Frankreich sind die Menschen deutlich länger gesund als in Deutschland. Laut Borg gibt es „in reichen Gesellschaften eine Menge Dinge, die die Gesundheit frühzeitig beeinträchtigen, wie übermäßiger Stress, zu wenig Bewegung, fettes Essen und zu viel Alkohol- und Tabakkonsum“.

Zwar seien die Unterschiede innerhalb der EU in den vergangenen Jahren etwas geringer geworden, aber immer noch ein Grund zur Sorge. „So sind die Lebenserwartungen für einen Mann in Schweden um zwölf Jahre höher als in dem Land mit der niedrigsten Lebenserwartung für Männer.“ Große Unterschiede gebe es auch bei der Kindersterblichkeit und bei der Todesrate der unter 65 Jahre alten Menschen. „In Rumänien sterben pro 1000 Geburten 9,4 Kinder, in Schweden sind es nur 2,1 Kinder. In Litauen sterben 675 Männer von 100.000 männlichen Einwohnern unter 65 Jahren, in Italien sind es nur 177.“ Als Ursache für diese Entwicklungen nannte Borg mehrere Gründe: „Das hat mit der Qualität der Gesundheitssysteme und der Gesundheitsvorsorge zu tun, aber auch mit dem Bildungsgrad und den Ernährungsgewohnheiten.“ Es sei darum wichtig, dass die EU-Regierungen „die Ausgaben für Gesundheit, Bildung und sozialen Ausgleich nicht kürzen, damit sich die ungleichen Gesundheitszustände der Bevölkerung in Europa nicht noch mehr vergrößern.“