Berlin. Seit einem Jahr wird vor dem Münchner Landgericht gegen das mutmaßliche NSU-Mitglied Beate Zschäpe verhandelt. Sie muss sich unter anderem wegen Mittäterschaft in zehn Mordfällen, schwerer Brandstiftung und Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung verantworten. Allerdings schweigt die Angeklagte bislang beharrlich zu den Vorwürfen. Die Wahrheitsfindung hat es deshalb schwer. Ein Grund, warum Zschäpe wohl nicht auf dem Schirm der Sicherheitsbehörden war, liegt möglicherweise in der Tatsache, dass sie eine Frau ist. Zu diesem Ergebnis kommen Expertinnen der Amadeu Antonio Stiftung, die in Berlin eine Studie mit dem Titel „Rechtsextreme Frauen – übersehen und unterschätzt“ vorgestellt haben.

Die Verbrechen der NSU seien jahrelang unerkannt geblieben, weil Frauen bei der Suche nach Tatverdächtigen von den Sicherheitsbehörden stets „herausgerastert“ wurden, sagte Rechtsextremismus-Expertin Esther Lehnert. Grund sei eine „Kombination von institutionalisiertem Rassismus und Sexismus“ gewesen. Dabei bezieht sich Lehnert unter anderem auf den Fall der Zeugin Mandy S., die 2007 im Zuge der Ermittlungen gegen die Mordserie an Migranten aus einer Tatverdächtigenliste mit militanten Rechtsextremisten aus dem Raum Nürnberg flog, weil sie als Frau nicht den Suchkriterien entsprach.