Berlin. „Die Mafia ist schon lange kein spezifisches, nur in Italien auftretendes Phänomen mehr, sondern mittlerweile ein globales, transnationales Problem. Wurde Deutschland lange Zeit nur als Ruhe- und Rückzugsraum der italienischen Mafia betrachtet, wissen wir zwischenzeitlich, dass die verschiedensten Mafia-Gruppierungen bei uns äußerst aktiv ihren Geschäften nachgehen, und das fast ungestört“, beschreibt der Bundesvorsitzende des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK), André Schulz, die aktuelle Situation in Deutschland.

Die Mafia sei nicht nur in klassischen Feldern wie Rauschgift- und Waffenhandel tätig, sondern verstärkt im Bauwesen, Bankbereich und beim Glücksspiel. Die Mafia-Morde 2007 in Duisburg hätten die Organisation für einen kurzen Moment sichtbar gemacht und die Öffentlichkeit aufgeschreckt, doch seither sei wenig unternommen worden, um das Problem anzugehen, „ein Defizit, das nicht nur der Mafia aus Italien, sondern auch entsprechenden Syndikaten aus Osteuropa, Russland und China täglich in die Hände spielt“.

BDK-Chef Schulz warnt: „Mitglieder der Mafia sehen nicht so aus, wie man sie aus Filmen wie ,Der Pate‘ kennt. Mafiosi beteiligen sich, als Unternehmer getarnt, am Wirtschaftsleben und durchdringen den öffentlichen Sektor, indem sie sich an Ausschreibungen, vor allem in der Bauwirtschaft, beteiligen und mit Dumpingangeboten die legale Konkurrenz ausstechen.“ Hierzulande würde „auf vielfältige Weise Geld aus Drogen-, Waffen- oder Menschenhandel gewaschen“.