Berlin. Bei der Bundeswehr verzögert sich die Entscheidung über einen Ersatz für das gescheiterte Drohnen-Projekt „Euro Hawk“ auf unbestimmte Zeit. Generalinspekteur Volker Wieker habe dem Wehr-Ausschuss des Bundestags am Mittwoch mitgeteilt, dass er mehr Zeit brauche, um einen Beschluss zu fällen, hieß es in Kreisen des Verteidigungsausschusses in Berlin. Er habe sich dabei auf keinen zeitlichen Rahmen festgelegt. Bisher hatte es geheißen, der mehrfach verschobene Beschluss über einen Ersatz für die Aufklärungsdrohne solle bis zum Ende des ersten Quartals fallen.

Wieker habe dargestellt, dass alle untersuchten Alternativen zum „Euro Hawk“ nicht so leistungsfähig seien wie ursprünglich von der Bundeswehr gewünscht, hieß es. Im vergangenen Mai war das Projekt zur Entwicklung der Aufklärungsdrohne an Zulassungsproblemen gescheitert. Das Verteidigungsministerium bezifferte die Mehrkosten für die Zulassung auf 500 bis 600 Millionen Euro und entschied sich daraufhin gegen die Beschaffung des Fluggeräts. In Kreisen der Rüstungsindustrie wurden die Mehrkosten dagegen lediglich auf 200 Millionen Euro geschätzt.

Der „Euro Hawk“ sollte für die Bundeswehr wie ein gigantischer Datenstaubsauger aus 20.000 Meter Höhe den Funkverkehr belauschen und die Sensoren gegnerischer Flugabwehr aufspüren. Der Prototyp des Fluggeräts besteht aus einer umgebauten Drohne des US-Konzerns Northrop Grumman und der Sensorik des europäischen Konzerns Airbus, der damals noch EADS hieß. Wieker prüft derzeit unter anderem, ob die Sensorik auch in ein Flugzeug eingebaut werden könnte. Damit würde sich aber sowohl die Stehzeit in der Luft als auch wegen der niedrigeren Flughöhe die Größe des überwachten Gebietes verringern. Der frühere Verteidigungsminister Thomas de Maizière war wegen der „Euro Hawk“-Affäre stark unter Druck geraten.