Gesundheitsminister Gröhe lehnt ein Ende der Verschreibungspflicht für das Verhütungsmittel ab

Berlin. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe lehnt eine Freigabe der „Pille danach“ ab. Anders als in vielen anderen europäischen Ländern soll es das Medikament in Deutschland seiner Meinung nach auch künftig nur auf Rezept geben. Der CDU-Politiker warb für eine „gute Beratung“ bei dem Verhütungsmittel. Und die sei „am besten gewährleistet, wenn es bei der Verschreibungspflicht bleibt“, sagte Gröhe der „Welt am Sonntag“. Damit folgt er nicht der Empfehlung des zuständigen Sachverständigenausschusses für Verschreibungspflicht, die Rezeptpflicht für das Medikament aufzuheben.

Am Donnerstag wird der Bundestag über Anträge von Linken und Grünen beraten, die Verschreibungspflicht aufzuheben. Auch die SPD ist dafür. Gröhe warnte vor einer „Debatte mit Schaum vor dem Mund“. Es gehe weder darum, vermeintlichen Sittenverfall zu bekämpfen, noch um eine Einschränkung der Selbstbestimmung von Frauen. „Es geht darum, das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung und die Frauengesundheit bestmöglich zusammenzubringen.“

Bei der „Pille danach“ handele es sich um einen Wirkstoff, der in Einzelfällen schwerere Nebenwirkungen haben könne, sagte der Minister. Zwar könnten auch Apotheken die Beratung übernehmen, doch sei fraglich, ob das im Notdienst in ausreichender Weise geschehen könne. Die Verschreibung ermögliche ein Beratungsgespräch, das in einer Praxis erfolge und der Schweigepflicht unterliege.

Das Arzneimittel basiert auf dem Wirkstoff Levonorgestrel. Es kann eine Schwangerschaft verhindern, wenn es bis spätestens 72 Stunden nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr eingenommen wird. Hat sich die Eizelle bereits in die Gebärmutter eingenistet, verhindert es die Schwangerschaft nicht mehr.

Die SPD-Gesundheitspolitikerin Hilde Mattheis forderte Gröhe auf, seine Haltung zu überdenken. „Die Erfahrungen in anderen Ländern zeigen, dass die ,Pille danach‘ dazu beiträgt, Schwangerschaftsabbrüche zu verhindern“, sagte sie. Die Grünen warfen Gröhe vor, „Ideologie und ökonomische Interessen über das Selbstbestimmungsrecht von Frauen“ zu stellen. Das Medikament sei „wesentlich für Frauen, die in Not geraten sind, um selbstbestimmt und schnell agieren zu können“, erklärte die Grünen-Sprecherin für Gesundheit, Kordula Schulz-Asche.

Unterstützung für Gröhes Position kam dagegen von der CSU. „Starke Medikamente wie die ,Pille danach‘ sind keine Halstabletten, und haben zum Teil starke Nebenwirkungen“, sagte die bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml.