Bonn. Neue Ansätze in der katholischen Sexualmoral hat die Deutsche Bischofskonferenz in einem Schreiben an den Vatikan vorgeschlagen. Die Vorschläge gehören zu der am Montag in Bonn veröffentlichten Auswertung eines vatikanischen Fragebogens, der zur Vorbereitung der nächsten Weltbischofssynode verschickt wurde. In ihrer Auswertung stellen die deutschen Bischöfe fest, dass es eine „große Differenz zwischen den Gläubigen und der offiziellen Lehre“ der Kirche gebe. Dies betreffe vor allem die Themen wiederverheiratete Geschiedene, Verhütung und Homosexualität. In dem 18 Seiten langen Papier kritisiert die Bischofskonferenz vatikanische Dokumente und Verlautbarungen zum Thema Ehe und Familie. Sie seien durch ihren „sprachlichen Duktus und ihren autoritativen Ansatz nicht dazu angetan, das Verständnis der Gläubigen zu wecken und zu finden“.

Als Gegenmittel empfiehlt die Bischofskonferenz, die Kirche solle sich so äußern, dass sie vom „Vorurteil der Leibfeindlichkeit und einer lebensfeindlichen Gesetzesethik“ befreit werde. Es komme darauf an, „die zentrale Botschaft der Kirche von Ehe und Familie in ihrer unbedingten Bejahung des Lebens und des Leibes in einladender Weise zu vermitteln“. Auch sei ein „Neuansatz“ bei der Beurteilung des Scheiterns menschlicher Beziehungen notwendig. Für die Weltbischofssynode im Oktober empfiehlt die Konferenz eine Beteiligung von Eheleuten und Familien an den Vorbereitungen sowie an den Beratungen.