Frankfurt/Main. CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer steht auch nach dem Verzicht auf das Führen des Doktortitels unter Druck: Der Ombudsmann für die deutsche Wissenschaft, Wolfgang Löwer, forderte wegen Plagiatsverdacht am Wochenende eine wissenschaftliche Prüfung der Dissertation. Die bekannt gewordenen Stellen „sollten Anlass sein, genauer hinzusehen und zu prüfen, wie der Text entstanden ist“, sagte Löwer der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ („F.A.S.“).

Scheuer hatte 2004 an der Karls-Universität in Prag über „Die politische Kommunikation der CSU im System Bayerns“ promoviert. Es handelte sich jedoch um ein in Tschechien mögliches „kleines Doktorat“, das ihn nur in Berlin und Bayern zum Tragen eines allgemeinen Doktortitels berechtigt. Scheuer hatte am Freitag erklärt, ganz auf das Tragen des Doktortitels zu verzichten.

Löwer, der als Ombudsmann für gute wissenschaftliche Praxis zuständig ist, stufte Stellen in Scheuers Promotionsarbeit, die offenbar aus einer Publikation der Bundeszentrale für politische Bildung übernommen wurden, als „klassisches Plagiat“ ein. Ob ihm eine systematische Täuschungsabsicht vorgeworfen werden könne, sei erst durch eine gründliche Prüfung festzustellen. Löwer: „Ich gehe davon aus, dass die Karls-Universität in Prag dieser Aufgabe nachkommen wird.“

Scheuer, seit elf Jahren im Bundestag, ist erst seit wenigen Wochen CSU-Generalsekretär. Der 39-Jährige folgte auf Alexander Dobrindt, der Verkehrsminister wurde. Scheuers Ernennung durch CSU-Chef Horst Seehofer kam für viele überraschend: Als Staatssekretär im Verkehrsministerium war er in der schwarz-gelben Koalition eher unauffällig geblieben, in den CSU-Gremien spielte er keine größere Rolle. Er gilt aber als in der CSU-Landesgruppe im Bundestag gut vernetzt. Scheuer hat in seiner Heimatstadt Passau Politikwissenschaft studiert. Nach Recherchen der „F.A.S.“ war ihm dort der Weg zu einer Promotion aber verbaut. Seine Magisterarbeit sei nur mit der Note „befriedigend“ bewertet worden.