Berlin/Moskau. Der Kremlgegner Michail Chodorkowski kehrt nach seinen Reisen in die Schweiz und nach Israel wieder nach Berlin zurück. Schon am heutigen Donnerstag wird er sich in der deutschen Hauptstadt mit dem bisherigen Russlandbeauftragten der Bundesregierung, Andreas Schockenhoff (CDU), treffen. Schockenhoffs Bundestagsbüro bestätigte entsprechende Informationen des „Tagesspiegel“.

Einem Bericht der Zeitung zufolge will sich Chodorkowski neben Schockenhoff in den nächsten Tagen auch mit dem neuen Russlandbeauftragten Gernot Erler (SPD) treffen sowie mit Vertretern von Amnesty International und anderer Nichtregierungsorganisationen. Zudem nehme er an einer Veranstaltung der Heinrich-Böll-Stiftung teil. Nach mehr als zehn Jahren Haft war Chodorkowski im Dezember von Russlands Präsidenten Wladimir Putin begnadigt worden. Danach flog er direkt nach Berlin, von wo er Anfang Januar weiter in die Schweiz reiste.

In Moskau kommt unterdessen der Prozess um die Ermordung der kremlkritischen Journalistin Anna Politkowskaja weiter nicht voran. Ein Gericht in Moskau vertagte die Verhandlung am Mittwoch auf den 20. Januar, damit sich ein neuer Verteidiger mit den Unterlagen vertraut machen könne. Das sagte ein Justizsprecher der Agentur Interfax. Der Prozess war bereits am 14. November einmal vertagt worden, weil damals mehrere Geschworene aus beruflichen oder gesundheitlichen Gründen um ihre Entlassung gebeten hatten.

Der Prozess gegen fünf Verdächtige, darunter der mutmaßliche Todesschütze, hatte am 24. Juli 2013 begonnen. 2009 war in einem ersten Verfahren ein Teil der Beschuldigten aus Mangel an Beweisen freigesprochen worden. Die Angeklagten stammen aus dem früheren Kriegsgebiet Tschetschenien. Von dort hatte Politkowskaja über Kriegsverbrechen berichtet. Einen Auftraggeber für den Mord hat die Anklage bisher nicht genannt. Politkowskaja, die für die Zeitung „Nowaja Gasjeta“ arbeitete, war eine scharfe Gegnerin von Kremlchef Wladimir Putin. Am 7. Oktober 2006 war sie vor ihrer Moskauer Wohnung erschossen worden.