München. CSU-Chef Horst Seehofer kann zufrieden aus dem Weihnachtsurlaub an den Alpenrand nach Wildbad Kreuth fahren. Das Ziel der alljährlichen Tagung am Ende des Tegernseer Tals ist erreicht, bevor diese überhaupt begonnen hat. Mit einer seit Jahren perfektionierten Medienstrategie gelingt es der Partei immer wieder, vor den Kreuther Tagungen ein Maximum an Aufmerksamkeit zu erzeugen. Altgediente CSU-Fahrensleute wissen zu berichten, dass der frühere Landesgruppenchef Michael Glos immer den Auftrag erteilte, man möge Papiere mit geeigneten „Knallern“ produzieren. Diese „Knaller“-Papiere werden dann zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag in einzelnen Happen verschiedenen Medien zugespielt.

Das ist der Berliner CSU-Landesgruppe diesmal mit ihrem Papier gegen sogenannte Armutszuwanderung und dem Satz „Wer betrügt, der fliegt“ lehrbuchmäßig geglückt. „Wir haben den Geist von Kreuth, und das ist ein guter Geist für die Menschen in Deutschland“, sagt Max Straubinger, der neue parlamentarische Geschäftsführer der Landesgruppe. „Wir haben immer gute Beschlüsse gefasst.“ Auf der Tagesordnung stehen wie in jedem Jahr mehrere davon, das umstrittene Papier zur Armutszuwanderung ist nur eines davon. Geplant sei auch ein Papier zum flächendeckenden Mindestlohn, ein Papier zur Rente mit 63 nach 45 Beitragsjahren und ein Papier zum geplanten Bundesteilhabegesetz. Hinter diesem sperrigen Namen verbirgt sich die von Union und SPD vorgesehene Entlastung der Kommunen um fünf Milliarden Euro Betreuungskosten für Behinderte. Das Teilhabegesetz passt aber gut auf die Kreuther Tagesordnung, weil in Bayern im März Kommunalwahlen anstehen. Ein Thema ist auch die NSA-Spähaffäre. Zu Gast in Kreuth ist dazu der US-Botschafter John Emerson.

Das letzte echte Großereignis in Kreuth war der Sturz Edmund Stoibers im Jahr 2007. Insofern ist nicht ganz geklärt, ob der Kreuther Geist ein guter ist. „Das war die Landtagsfraktion, nicht wir“, betont Straubinger. Derzeit ist keine Unruhe zu erwarten. Landesgruppenmitglied Philipp Graf von und zu Lerchenfeld scherzhaft: „Ich gehe davon aus, dass wir unter dem Geist von Kreuth nicht leiden werden.“