Berlin. Einer wie er soll nun kein Kamerad mehr sein. Der Vorstand der NPD hat ihrem in der vergangenen Woche zurückgetretenen Parteichef Holger Apfel nahegelegt, aus der Partei auszutreten. „Mit Befremden muss das Parteipräsidium zur Kenntnis nehmen, dass die zunächst von Apfel zur Begründung für seinen Rücktritt angeführten ,Krankheitsgründe‘ offenbar nur ein Teil der Wahrheit sind. Weitergehende Vorwürfe, die Verfehlungen in der Vergangenheit betreffen, hat Apfel bislang nicht entkräftet“, schreibt Pressesprecher Frank Franz. Könne Apfel die Vorwürfe nicht entkräften, müsse rasch ein Parteiaustritt folgen.

Am Donnerstag hatte Apfel, der auch als sächsischer NPD-Fraktionschef abtrat, völlig überraschend seinen Rücktritt aus „gesundheitlichen Gründen“ verkündet. Apfel habe einen nervlichen Zusammenbruch erlitten und sei nicht mehr arbeitsfähig, sagte NPD-Mitglied Peter Marx der „Welt“. Schnell verdichteten sich daraufhin aber die Hinweise, dass Apfels Blitz-Rückzug nicht nur gesundheitliche Gründe hat.

Apfel selbst schrieb von „persönlich niederträchtigen Beleidigungen über körperliche bzw. sprachliche Unzulänglichkeiten“ sowie die ihm „entgegengeschleuderte Häme“ nach seiner „kurzzeitigen familiären Trennung 2012“. Sein Brief an den Vorstand der Partei war am Donnerstag kurz auf der Homepage der NPD-Zeitung „Deutsche Stimme“ einsehbar gewesen.

Laut dem linken Bremer Recherche-Blog „Schattenbericht“ soll Apfel, der verheirateter Vater von drei Kindern ist, im vergangenen Bundestagswahlkampf sexuell übergriffig geworden sein. Das Opfer soll ein Student der Hochschule für Wissenschaft, Technik und Kultur in Leipzig sein. In NPD-Kreisen sollen belastende Videoaufnahmen existieren. Damit soll Apfel ein Ultimatum gesetzt worden sein: Entweder du trittst als Chef zurück, oder wir machen die Vorwürfe öffentlich.

Vorerst soll Udo Pastörs, NPD-Fraktionsvorsitzender im Schweriner Landtag, kommissarisch die Partei leiten. Pastörs hat ein weit radikaleres Image als Apfel und ist bereits mehrmals wegen Volksverhetzung verurteilt worden – er bezeichnete etwa Deutschland als „Judenrepublik“, türkische Männer als „Samenkanonen“ und den ehemaligen Chef der US-Notenbank Alan Greenspan als „Krummnase“.