Berlin. Um ein Ressort nach ihren Wünschen zu erhalten, hat die neue Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen deutlichen Druck auf Bundeskanzlerin Angela Merkel (beide CDU) ausgeübt. In einem Vieraugengespräch mit Merkel habe die damalige Arbeitsministerin unmissverständlich klargemacht, dass sie für das Gesundheitsministerium nicht zur Verfügung stehe, berichtete der „Spiegel“ am Freitag vorab unter Berufung auf Partei- und Regierungskreise.

In der Folge dieses Gesprächs sei im Kanzleramt davon ausgegangen worden, dass von der Leyen notfalls auch ganz auf einen Kabinettsposten verzichten würde, sollten ihre Vorstellungen nicht berücksichtigt werden, berichtete der „Spiegel“. Schon vor Ende der laufenden Koalitionsverhandlungen habe Merkel daraufhin gegenüber CSU-Chef Horst Seehofer das bis dahin CSU-geführte Innenministerium für die CDU reklamiert. Als Begründung führte Merkel demnach ihre Unzufriedenheit mit dem bisherigen CSU-Amtsinhaber Hans-Peter Friedrich an.

Bereits zwei Tage nach ihrem Amtsantritt hat sich von der Leyen von einem der erfahrensten Spitzenbeamten in ihrem Haus getrennt. Sie entließ den beamteten Staatssekretär Rüdiger Wolf. Das bestätigte ein Ministeriumssprecher. Wolf war im Frühjahr im Zuge der „Euro Hawk“-Affäre zusammen mit dem zweiten beamteten Staatssekretär Stéphane Beemelmans massiv in die Kritik geraten.

Die Meinung der Bundesbürger zur Besetzung des Verteidigungsressorts mit von der Leyen ist einer Umfrage zufolge geteilt: Nach dem am Freitag veröffentlichten Deutschlandtrend des ARD-„Morgenmagazins“ halten 40 Prozent der Deutschen sie für eine gute Besetzung in dem Ressort. 48 Prozent halten von der Leyen indes für keine gute Wahl auf dem Posten. Die Niedersächsin ist in der Geschichte der Bundesrepublik die erste Frau an der Spitze des Verteidigungsministeriums. Für den Deutschlandtrend wurden am Dienstag und Mittwoch 1000 Bürger befragt.