Berlin. „Predigthilfen“ heißen Texte, die Pfarrern helfen sollen, schwierige Bibeltexte zu interpretieren. Eine Art Predigthilfe hat nun auch die SPD-Fraktion an ihre Bundestagsabgeordneten verschickt: eine „Musterrede Neujahr 2014“. Wer in seinem Wahlkreis oder andernorts das abgelaufene Jahr unter sozialdemokratischen Gesichtspunkten Revue passieren lassen und einen Blick auf das neue werfen möchte, findet hier Unterstützung. Es ist eine Rede mit vielen sozialdemokratischen Phrasen, gespickt mit Zahlen und Fakten – und viel Lob für den Mitgliederentscheid

So wird eine aus der Not geborene Maßnahme, ohne die es die SPD auf dem Weg in eine Koalition mit der Union vermutlich zerrissen hätte, zum demokratietheoretischen Rettungsinstrument stilisiert. Immerhin wird eingeräumt, was der Anlass für die Basisbefragung war: „das erneut enttäuschende Bundestagswahlergebnis“. Die Große Koalition wird in der Ansprache zunächst gar nicht erwähnt. Überhaupt wird eine seltsame Distanz zur Regierung eingenommen. „Die neue Bundesregierung muss jetzt zügig ihre Arbeit aufnehmen und die im Koalitionsvertrag vereinbarten Weichenstellungen auch praktisch auf den Weg bringen“, steht da, als ob die SPD gar nicht an selbiger beteiligt wäre. Das „wir“ kommt erst später: Vor allem in den Ländern und Kommunen könne und müsse die SPD beweisen, „dass wir mit den im Koalitionsvertrag vereinbarten zusätzlichen Finanzmitteln und Spielräumen vor Ort spürbare Verbesserungen für die Bürger entstehen lassen können“.

Hier könnte sich eine neue Strategie der Profilierung abzeichnen. Weil das für den Juniorpartner in einer Koalition erfahrungsgemäß schwierig ist, wird die SPD versuchen, über die Länder und Kommunen das Feld von unten aufzurollen. Der Schluss der Rede mutet wie eine halbe Entschuldigung dafür an, dass man sich mit der Union eingelassen hat. Die SPD müsse weiterhin für eine lebendige Demokratie in Deutschland sorgen: „Auch als verlässlicher Partner in der Großen Koalition“.