Der ehemalige starke Mann der Grünen zieht im Bundestag auf Hinterbänke um. Renate Künast bleibt einflussreich

Berlin. Für Renate Künast und Jürgen Trittin stellte sich dieselbe Frage: Was kommt nach der Entmachtung? Beide standen in der letzten Legislaturperiode an der Spitze der grünen Bundestagsfraktion, beide wurden ersetzt durch Katrin Göring-Eckardt und Anton Hofreiter. Die Antwort fällt sehr unterschiedlich aus. Trittin wird Mitglied im Auswärtigen Ausschuss sowie stellvertretendes Mitglied im Europaausschuss. Einen Sprecherposten aber gibt es für ihn nicht. Bei der Fraktionssitzung am Freitag, als die Grünen ihre noch offenen Personalien klärten, wurden Omid Nouripour zum außenpolitischen und Manuel Sarrazin zum europapolitischen Sprecher gewählt. Zumindest bis auf Weiteres beendet ist damit eine große politische Karriere, die den früheren Bundesumweltminister eigentlich ins Außen-, eventuell Finanzministerium führen sollte.

Künast erhält dagegen den Vorsitz in einem der beiden den Grünen zufallenden Bundestagsausschüsse, und zwar im wichtigen rechtspolitischen. Der wird noch aufgewertet, weil analog zu dem von Heiko Maas (SPD) geführten Justizministerium noch der Verbraucherschutz hinzugekommen ist. Gerade auf letzterem Gebiet kennt sich die frühere Verbraucherschutzministerin gut aus. Zudem ist Künast Juristin, kann also auch rechtspolitische Verwendbarkeit anführen. Und daran besteht derzeit dringender Bedarf in der Bundestagsfraktion der Grünen. Ihr bisheriger Rechtsexperte, der allseits angesehene Jerzy Montag, wurde von seinem bayerischen Landesverband auf einen derart miserablen Listenplatz gesetzt, dass Montag es nicht mehr ins Parlament schaffte.

Bei den Wahlen der Fraktionsvizes festigte die Wirtschaftsexpertin Kerstin Andreae, gewählt auf den ersten Stellvertreterplatz, ihren ohnehin großen Einfluss. Die anderen Vize-Posten gingen an Oliver Krischer, Konstantin von Notz, Frithjof Schmidt und Katja Dörner. Parteichef Cem Özdemir wird stellvertretendes Mitglied im Auswärtigen Ausschuss und dürfte somit Zeit haben, die Grünen nach der Wahlniederlage wieder zu konsolidieren.