München. Im NSU-Prozess hat der Vater des mutmaßlichen Rechtsterroristen Uwe Mundlos den Vorsitzenden Richter Manfred Götzl beleidigt: Siegfried Mundlos bezeichnete ihn am Mittwoch vor dem Oberlandesgericht München als „kleinen Klugsch...“. Er sprach das Wort „Klugscheißer“ nicht ganz aus, der Sinn war aber klar. Der Richter drohte ihm Ordnungsmittel an.

Der nach Ermittlungen der Bundesanwaltschaft für zehn Morde, zwei Bombenanschläge und viele Banküberfälle verantwortliche rechtsextreme NSU bestand aus Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe. Mundlos und Böhnhardt sollen sich im November 2011 das Leben genommen haben, Zschäpe steht mit vier mutmaßlichen Helfern vor Gericht.

Siegfried Mundlos lieferte sich in seiner Zeugenvernehmung immer wieder Auseinandersetzungen mit Richter Götzl. Zum Eklat kam es, nachdem Mundlos geschildert hatte, ein Freund seines Sohnes habe Böhnhardt als „tickende Zeitbombe“ charakterisiert. Als der Richter fragte, warum er seinen Sohn dann nicht vor Böhnhardt gewarnt habe, sagte Mundlos: „Sie sind ein kleiner Klugsch...“ Zudem warf er Götzl vor, arrogant zu sein, und forderte, als Professor angesprochen zu werden. Siegfried Mundlos ist pensionierter Informatik-Professor, Götzl sprach ihn mit „Doktor Mundlos“ an.

Mundlos forderte zudem, auch für seinen verstorbenen Sohn die Unschuldsvermutung gelten zu lassen. Die Bundesanwaltschaft müsse zudem die Bedeutung des Verfassungsschutzes für den NSU prüfen. Schon vor dem Thüringer NSU-Untersuchungsausschuss hatte Mundlos behauptet, der Thüringer Verfassungsschutz habe mit Geld das Entstehen der rechten Szene in dem Bundesland ermöglicht und später bewusst auf die Festnahme der NSU-Terroristen verzichtet. Nach dem Untertauchen der NSU 1998 hatte Siegfried Mundlos nach eigenen Angaben keinen Kontakt mehr zu dem Trio. Er beschrieb seinen Sohn als intelligenten jungen Mann, der durch das Erstarken der rechten Szene nach der Wende nach rechts abgedriftet sei.