Altkanzler spricht von Krise der Institutionen. Die Qualität der Politiker sinke immer weiter

Moskau. Keine Liebesgrüße aus Moskau: Altkanzler Helmut Schmidt, 94, hat bei einem Treffen mit Kremlchef Wladimir Putin die Politik der europäischen Staatenlenker kritisiert. Das EU-Parlament und die EU-Kommission arbeiteten nicht sehr gut, und auch die Arbeit der nationalen Regierungen lasse zu wünschen übrig, wurde der SPD-Politiker vom Kreml zitiert. Schmidt sprach demnach von einer „Krise der Institutionen“. Seit dem Zweiten Weltkrieg hätten nur Winston Churchill und Charles de Gaulle herausgeragt. Die Qualität europäischer Staats- und Regierungschefs sei immer weiter gesunken.

Putin hatte Schmidt bei dessen „Abschiedsbesuch“ in seine Residenz bei Moskau eingeladen. Dabei nahm der russische Präsident seine europäischen Kollegen in Schutz. Die Situation in der Weltwirtschaft sei „schwierig“. Seinen Gast lobte Putin als „Patriarchen nicht nur der europäischen, sondern auch der Weltpolitik“.

In einer Forsa-Umfrage für den „Stern“ kam Schmidt bei der Frage nach dem bedeutendsten Bundeskanzler auf Platz eins. 25 Prozent der Bundesbürger gaben ihm den Vorzug noch vor dem ersten Kanzler Konrad Adenauer, der 23 Prozent erhielt. Willy Brandt kam auf 18 Prozent, Helmut Kohl auf 17, Angela Merkel auf sechs und Ludwig Erhard auf zwei Prozent. Letzter wurde Kurt Georg Kiesinger: null Prozent.