Mit der Kampagne sollen Wähler mobilisiert werden. Trend in den sozialen Netzwerken soll helfen

Berlin. Herzallerliebst schaut das Katzenbaby in die Kamera. „U no vote – are u kitten me?“, steht darüber (übersetzt: Du wählst nicht – willst du mich veralbern?). Es ist ein Wortspiel: „Kitten“ ist der englische Begriff für Kätzchen und hier als Anspielung auf „kidding“ (veralbern) gemeint. Mit dem Bild der kleinen Katze wollen die Grünen für die Europawahlen mobilisieren. „Cat content“ heißt das Zauberwort.

Katzen sind in den sozialen Netzwerken schon seit Jahren der Renner. Ob als Video, als Einzelbild oder mit einem lustigen Spruch versehen – wer Katzeninhalte ins Netz stellt, kann mit einer weiten Verbreitung rechnen. So groß ist der Hype, dass inzwischen schon Parodien über den Erfolg der Katzenvideos kursieren.

Genau diese Popularität wollen sich die europäischen Grünen zunutze machen, um die Wahlbeteiligung für die Europawahlen im Mai 2014 zu steigern. Denn die war in der Vergangenheit dramatisch gesunken. Lag sie 1979 noch bei 63 Prozent, so gingen 2009 nur noch 43 Prozent der EU-Bürger zur Urne. In Deutschland sank sie von 65,7 Prozent (1979) auf 43,3 Prozent (2009). In den kommenden Wochen ist die Veröffentlichung einer Serie von Katzenbildern geplant, die mit unterschiedlichen Sprüchen in allen EU-Sprachen übers Internet verbreitet werden sollen. Zwei sind bereits jetzt im Umlauf. Neben der Babykatze sieht man auf einem zweiten Bild eine auf einem Sofa posierende Rassekatze mit dem Spruch „I wanz to be your Eurocat“ – eine Anspielung auf die abfällige Bezeichnung „Eurokraten“ für Europapolitiker.

„Wir wollen die Wähler im positiven Sinne mobilisieren“, sagt die Generalsekretärin der europäischen Grünen, Jacqueline Cremers. Man habe auch entsprechende Reaktionen auf die Katzenbilder erhalten. Die Kritik, hier würden Inhalte für eine oberflächliche Effekthascherei geopfert, weist die Grünen-Generalsekretärin zurück: „Wir nutzen die Katzen ja nicht, um Inhalte zu verändern, sondern zunächst einmal, um auf die Beteiligungsmöglichkeit hinzuweisen“, sagt Cremers. „Wenn der richtige Wahlkampf losgeht, werden wir eine ganz normale Kampagne mit unseren großen Themen starten.“

Die Katzen-Idee stammt von der Berliner Agentur KKLD, die gemeinsam mit der Beratungsfirma des früheren Außenministers und Spitzen-Grünen Joschka Fischer, Joschka Fischer & Company, eine Dachkampagne für die europäischen Grünen entworfen hat, die in den 28 Mitgliedsstaaten verbreitet werden soll. Zu ihr gehört auch die Idee, mit Vorwahlen die Aufmerksamkeit für die Hauptwahlen zu steigern. Sie sind in einigen Mitgliedsländern schon Praxis.

Im Fall der „green primaries“ können alle Bürger, die ihren Hauptwohnsitz in einem EU-Land haben und älter als 16 Jahre sind, die beiden grünen Spitzenkandidaten für die Europawahlen per Online-Voting mitbestimmen. Zur Wahl stehen ein Kandidat und drei Kandidatinnen: Neben den beiden deutschen Grünen Rebecca Harms und Ska Keller sind das die italienische Grünen-Politikerin Monika Frassoni sowie der französische Landwirt und Globalisierungsgegner José Bové.