Der 34-Jährige steht als FDP-Chef vor seiner größten Herausforderung

Berlin. Er ist gerade einmal 34 Jahre alt – und im Moment die größte Hoffnung seiner Partei: Am Sonnabend soll Christian Lindner in Berlin zum neuen Chef der Liberalen gekürt werden. Im September ist die FDP mit blamablen 4,8 Prozent erstmals in ihrer Geschichte aus dem Bundestag geflogen. Lindner steht vor der Herkulesaufgabe, die am Boden zerstörte Partei wieder aufzurichten. Der von ihm angepeilte Imagewechsel von der Lobbyistentruppe zu einer sozialer denkenden FDP ist dabei ein Experiment mit ungewissem Ausgang.

Eigentlich hatte Lindner schon 2011 als Anwärter auf die Nachfolge seines Förderers Guido Westerwelle gegolten, als dieser nach dem verpatzten Start der schwarz-gelben Koalition und einem Umfrageabsturz als Parteichef nicht mehr zu halten war. Doch der damalige Generalsekretär ließ Philipp Rösler den Vortritt – manche lästerten damals, dass Lindner sich mit der Übernahme des Kommandos inmitten der Krise lieber nicht die Finger verbrennen und seine politische Karriere vorzeitig ruinieren wollte.

Am Sonnabend nun soll der bei Köln aufgewachsene Lindner zum jüngsten Parteichef in der FDP-Geschichte gekürt werden. Im Vorfeld sparte er nicht mit harter Kritik an Fehlentwicklungen: „Abstoßend“ und „kalt“ habe die Partei gewirkt und damit die Wähler vergrault. Scheidende Spitzenliberale wie Rösler, Rainer Brüderle und Westerwelle direkt anzugehen, darauf verzichtet der Taktiker, der sich vom Parteitag eher ein Signal des Aufbruchs als der Abrechnung erhofft.

Thüringens FDP-Landeschef Uwe Barth soll einer von Lindners Stellvertretern werden. Er bestätigte, dass er die „nach guter Tradition für einen Vertreter aus den neuen Ländern vorgesehenen“ Posten von Sachsens FDP-Chef Holger Zastrow einnehmen wolle. Zastrow tritt nicht wieder an. Katja Suding, FDP-Fraktionschefin in der Hamburgischen Bürgerschaft, wird für einen der fünf Beisitzerposten im Parteipräsidium kandidieren.