Berlin. Trotz der Fortschritte deutscher Schüler im PISA-Vergleichstest im Fach Mathematik sieht die Wirtschaft großen Nachholbedarf. „Wir dürfen uns mit diesen Ergebnissen nicht zufriedengeben“, sagte der Vize-Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Achim Dercks. Noch immer klage fast jedes zweite Unternehmen über unzureichende Mathekenntnisse des Nachwuchses, in der Industrie seien es sogar 55 Prozent.

Das sorgt auch den Verein Deutscher Ingenieure (VDI). „Wir machen ganz klar Fortschritte, haben aber nach wie vor erheblichen Nachholbedarf“, sagte VDI-Experte Lars Funk. „Wir sind zwar im oberen Mittelfeld, aber das ist keine Situation, mit der wir uns zufriedengeben können als technologiegetriebenes Land.“ Es gebe zu wenige ausgebildete Mathelehrer. Deren Ausbildung sei zudem stark verbesserungswürdig – weniger in fachlicher, dafür aber in pädagogischer Hinsicht. „Mathe ist leider für viele Schüler immer noch ein Angstfach, vor allem für Mädchen“, sagte Funk. Sie müssten besser motiviert werden.

Nach Angaben von Gesamtmetall werden bis 2020 in Deutschland etwa 1,4 Millionen Fachkräfte aus dem sogenannten MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) fehlen. „Wir dürfen uns daher nicht mit Verbesserungen in Trippelschritten zufriedengeben, sondern benötigen einen richtigen Ruck durch die Klassenzimmer“, sagte der Gesamtmetall-Experte Michael Stahl. „Wir brauchen mehr Begeisterung für Mathematik, gerade auch bei Mädchen und jungen Frauen, die wir für die technischen Berufe gewinnen wollen.“ Deshalb sei es besorgniserregend, dass die Mädchen in Mathematik deutlich hinter den Jungen zurückblieben und sich ihre Position seit 2003 sogar noch verschlechtert habe. Dem VDI zufolge gibt es bereits derzeit 68.000 offene Stellen für Ingenieure. Dem stehen lediglich 50.000 Absolventen der Ingenieurwissenschaften pro Jahr gegenüber.