Berlin. Wer einmal als Spitzenpolitiker die Weltläufte mitgestaltet hat, steht als Polit-Rentner vor einer besonderen Herausforderung. Wie soll er den Ruhestand mit Bedeutung füllen? Rosen züchten, wie es Ex-Kanzler Konrad Adenauer tat, Memoiren schreiben und als VIP von Konferenz zu Konferenz reisen? Spannender ist es, als Lobbyist in die Wirtschaft zu gehen. Das gibt das Gefühl, immer noch bei Wichtigem mitzumischen, und lukrativ ist es in der Regel auch noch.

Joschka Fischer hat sich für eine Hybrid-Form entschieden. Nach seinem Rückzug aus der Politik gründete der grüne Ex-Außenminister eine Beraterfirma und wurde Vorstand eines politischen Thinktanks. Gleichzeitig hält er immer wieder Vorträge. Mit dem Energieversorger RWE, der auch Kernkraftwerke betreibt, ist Fischer seit 2009 im Geschäft, ebenso mit den Bayerischen Motoren Werken, kurz: BMW.

Für letztere ist Fischer jetzt sogar zur Werbefigur geworden. In einem dreieinhalbminütigen Film sieht man Fischer, wie er fröhlich im neuen Elektromobil i3 unterwegs ist. „Wunderschönes Fahrgefühl“, brummt er. „Isch bin beeindruckt.“ Eine Stimme aus dem Off klärt auf, dass „der Traum für den ehemaligen Außenminister“ wahr geworden sei: Er habe als einer der ersten Kunden den neuen BMW i3 aus dem BMW Werk Leipzig abholen dürfen. Laut „taz“ hat ein Sprecher von BMW erklärt, Fischer habe den normalen Listenpreis gezahlt und auch sonst kein Extrahonorar erhalten. Dafür gibt es einen Einspieler, in dem der Werksleiter sagt, dass er Fischer das Auto noch einmal erklärt und dabei das „Leuchten in seinen Augen“ gesehen habe. Und weil sich Werbung inzwischen an antiker Dramenstruktur orientiert, darf auch die Jubelnde-Menge-Szene nicht fehlen: Hier sind es die BMW-Mitarbeiter, die mimisch bekunden dürfen, wie glücklich sie über die Präsenz von Joschka Fischer sind.