Berlin. Die Pläne von SPD und Union, Praktikanten mit abgeschlossener Ausbildung künftig einen Mindestlohn zu gewähren, sind bei den Sozialpartnern auf Ablehnung gestoßen. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) ist der Meinung, dass ein Mindestlohn nicht helfe. „Wir wollen keine Praktikanten nach abgeschlossener Berufsausbildung, deswegen stellt sich die Frage nach einem Mindestlohn für diese Gruppe nicht“, sagte Florian Hagemüller, DGB-Bundesjugendsekretär. „Es kann nicht sein, dass qualifizierte Hochschulabsolventen und junge Menschen mit Berufsausbildung als Praktikanten ausgebeutet werden.“

Die Arbeitgeber lehnen die Pläne ebenfalls ab, aus anderen Gründen: „Ein Mindestlohn würde die Bereitschaft der Wirtschaft schmälern, Praktikumsplätze anzubieten. Für Arbeitgeber ist die Anstellung von Praktikanten immer auch eine Investition in deren Beschäftigungsfähigkeit, die mit Betreuungsaufwand verbunden ist. Wenn zu diesem Aufwand dann noch ein Mindestlohn kommt, obwohl es bei Praktika an einer Arbeitsleistung wie bei einem Beschäftigungsverhältnis fehlt, werden Praktika für Arbeitgeber zu teuer und unattraktiv“, teilte die Bundesvereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände mit.

Während sich SPD und CDU in den Koalitionsverhandlungen bei der Ausgestaltung eines allgemeinen gesetzlichen Mindestlohnes noch nicht nähergekommen sind, verkündeten sie Ende vergangener Woche eine Einigung beim Mindestlohn für Praktikanten. Die Arbeitsgemeinschaft „Arbeit und Soziales“ hat sich darauf verständigt, dass branchenweise vereinbarte Mindestlöhne auch für Praktikanten mit abgeschlossener Ausbildung gelten sollen.

Das war umso überraschender, als es still geworden war um die „Generation Praktikum“. Das Thema hatte 2006 in Deutschland seinen Höhepunkt erreicht, als Tausende junge Menschen auf die Straße gingen, um darauf aufmerksam zu machen, dass sie auch nach abgeschlossener Ausbildung oft ein unbezahltes Praktikum nach dem anderen machen.

In der aktuellen Debatte geht es in erster Linie darum, ob Praktika dem Lernen und zur Orientierung dienen, oder ob Arbeitgeber Praktikanten als billige Arbeitskräfte missbrauchen. Die Arbeitgeber sind der Meinung, dass es „schon deshalb Unsinn“ sei, „einen Mindestlohn für Praktika zu fordern, weil ein Praktikum gerade kein Arbeitsverhältnis ist“. So sieht es auch Karl Brenke von Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung. Er glaubt, dass bei der Mehrzahl der Praktika die Ausbildung im Vordergrund stehe.