Verschlüsselung funktioniert nur, wenn sich alle daran halten

Berlin. Fast schien die Spähaffäre um den US-Geheimdienst versandet. Nun ist die Debatte mit neuer Wucht zurück. Der Vorwurf: Amerikanische Geheimdienstmitarbeiter sollen das Mobiltelefon von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) ausspioniert haben.

Was genau haben die Amerikaner angeblich bei Merkel überwacht?

Die US-Geheimdienstler hatten es wohl auf Merkels Diensthandy abgesehen, nicht auf ein privates Mobiltelefon. Manches spricht dafür, dass sowohl SMS mitgelesen als auch Telefonate mitgehört wurden. Konkrete Nachweise zu diesen Details gibt es bislang nicht. Das Problem: Solche Ausspähaktionen hinterlassen keine Spuren. Unklar ist auch, über welchen Zeitraum Merkels Handy im Visier der Amerikaner gewesen sein könnte. Die US-Regierung hat nur versichert, „dass die Vereinigten Staaten die Kommunikation von Kanzlerin Merkel nicht überwachen und nicht überwachen werden“. Zur Vergangenheit kein Wort.

Welche Kommunikationsmittel nutzt Merkel generell?

Ihr liebstes Kommunikationsmittel ist das Mobiltelefon. Merkel ist dafür bekannt, dass sie zu einem erheblichen Teil Politik per Handy macht. Wenn es hoch hergeht, schickt sie ein paar Dutzend SMS-Nachrichten am Tag, heißt es in ihrem Umfeld. Merkel hat auch einen Tablet-Computer. Diesen nutzt sie aber mehr zur Information als zur Kommunikation.

Wie ist die Telefon-Kommunikation der Regierungsmitglieder gesichert?

Zuständig für die Sicherheit der Regierungskommunikation ist das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik mit Sitz in Bonn. Die Regierungsmitglieder haben geschützte, sogenannte Krypto-Handys, mit denen sie verschlüsselt telefonieren können. Jetzt wurden neue Sicherheits-Smartphones bestellt.

Wie ist ein geschütztes Regierungshandy überhaupt zu knacken?

Verschlüsselte Gespräche zwischen zwei geschützten Mobiltelefonen sind nach Einschätzung von Fachleuten so gut wie gar nicht abzufangen. Problematisch ist aber beispielsweise, wenn jemand von einem gesicherten Handy auf einem ungesicherten Gerät anruft oder andersherum. „Solche Gespräche finden praktisch auf dem offenen Draht statt“, sagt ein Experte aus der Sicherheitsbranche.

Kommt die mögliche Überwachung überraschend?

Mehrere Kabinettsmitglieder hatten schon zuvor gemutmaßt, dass die Regierung Spähopfer wird. Die scheidende Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) etwa sagte, sie sei schon seit Längerem generell vorsichtig mit ihrer Kommunikation: „Ich nenne da oft keine Namen, sondern berede das lieber im direkten Gespräch.“ Und der amtierende Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) sagte: „Ich rechne seit Jahren damit, dass mein Handy abgehört wird. Allerdings habe ich nicht mit den Amerikanern gerechnet.“