Berlin. Deutschland ist zu einer sofortigen Aufnahme der inhaftierten ukrainischen Oppositionsführerin Julia Timoschenko bereit. „Unser Angebot an Frau Timoschenko, sich in Deutschland medizinisch behandeln zu lassen, steht“, sagte der Sprecher des Auswärtigen Amts, Andreas Peschke, am Montag in Berlin. „Da wären wir auch kurzfristig handlungsbereit.“ Ähnlich äußerte sich die Berliner Charité. „Wir stehen weiter zu unserem Angebot, Frau Timoschenko in Berlin zu behandeln“, sagte ihr Sprecher Uwe Dolderer.

Die 52-jährige Timoschenko, die wegen eines schweren Rückenleidens im Krankenhaus liegt, hatte einer Ausreise nach Deutschland vergangene Woche zugestimmt. Wegen der Folgen eines Bandscheibenvorfalls wird sie auch von Ärzten der Berliner Charité betreut.

Die Bundesregierung appellierte nochmals an den ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch, seine Gegenspielerin zu begnadigen. Die Begnadigung des früheren Innenministers und Timoschenko-Vertrauten Juri Luzenko im April habe gezeigt, dass derartige Lösungen möglich seien. „Wir erwarten, dass die ukrainische Seite das Ihrige tut, um zu einer baldigen Lösung beizutragen“, sagte Peschke. Zudem wolle Außenminister Guido Westerwelle (FDP) möglicherweise „sehr bald“ in die Ukraine reisen. In den vergangenen Wochen gab es mehrfach schon Spekulationen über eine baldige Freilassung Timoschenkos.

Davon hängt Beobachtern zufolge auch der Abschluss eines weitreichenden Assoziierungsabkommens der Ukraine mit der Europäischen Union ab. Das Abkommen soll Ende November unterzeichnet werden. Julia Timoschenko sitzt eine umstrittene siebenjährige Gefängnisstrafe wegen Amtsmissbrauchs ab. Sie soll Gas-Geschäfte mit Russland zu ungunsten der Ukraine abgewickelt haben.