München. Es war einer der emotionalsten Verhandlungstage im NSU-Prozess: Unter Tränen und verzweifelten Klagen schilderte am Dienstag Ismael Yozgat, der Vater des Kasseler Mordopfers Halit Yozgat, vor dem Oberlandesgericht München, wie er seinen 21-jährigen Sohn in seiner Blutlache fand. Halit Yozgat war das neunte Mordopfer des rechtsextremen Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU). Er wurde am 6. April 2006 in seinem Kasseler Internetcafé erschossen. Den Mord durch zwei Kopfschüsse sollen die 2011 durch Suizid verstorbenen NSU-Mitglieder Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos begangen haben. Vor dem OLG muss sich als einzige Überlebende der Terrorzelle Beate Zschäpe verantworten.

Als einen der Zeugen vom Tatort befragte das Gericht den hessischen Verfassungsschutzbeamten Andreas T. Dieser befand sich während des Mordes in einer Kabine des Internetcafés und hat nach eigener Darstellung nichts von dem Mord mitbekommen. Von der Staatsanwaltschaft geführte Ermittlungen gegen T. wurden ohne Ergebnis eingestellt. Der Beamte war damals für verdeckte Ermittlungen im Bereich des Islamismus und des Rechtsradikalismus verantwortlich. T. schilderte, dass er für wenige Minuten in das Internetcafé gegangen sei, um auf einem Flirtportal zu chatten. Er habe beim Verlassen des Cafés Yozgat nicht angetroffen, erfolglos nach ihm gesucht und schließlich die Gebühr für das Internetsurfen auf die Theke gelegt. Hinter dieser Theke muss zu diesem Zeitpunkt Yozgat erschossen gelegen haben – T. gab an, nichts gesehen zu haben.

Nach seiner Schilderung erfuhr er erst drei Tage später über einen Zeitungsbericht von dem Mord. Er habe angenommen, dass er am Mittwoch und nicht am Tattag Donnerstag in dem Internetcafé gewesen sei. Aus diesem Grund habe er sich nicht als Zeuge zur Verfügung gestellt.