Stuttgart. Die Auseinandersetzung zwischen Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann und dem Ex-Spitzenkandidaten Jürgen Trittin über die Gründe der Wahlniederlage der Grünen wird zusehends heftiger. Kretschmann wies den Vorwurf Trittins zurück, das umstrittene grüne Steuererhöhungskonzept sei sehr eng mit dem Stuttgarter Staatsministerium abgestimmt gewesen. „Die Behauptungen von Jürgen Trittin treffen nicht zu“, sagte Kretschmanns Sprecher Rudi Hoogvliet am Montag in Stuttgart. Es habe keine enge Abstimmung gegeben, Kretschmann habe bereits beim Parteitag in Kiel 2011 vor „Steuererhöhungsorgien“ gewarnt.

Trittin hatte dem „Spiegel“ gesagt, Kretschmann habe das Wahlprogramm der Partei „mitentwickelt und mitgetragen“, deshalb sei er jetzt auch in der Mithaftung. Die Grünen in den Ländern seien auch für Steuererhöhungen eingetreten, weil sie dringend Geld für Landesaufgaben bräuchten – „auch Baden-Württemberg – die schließen sogar Musikschulen“. Führende Realos aus dem Südwesten, unter ihnen auch Kretschmann, hatten den Linkskurs der Grünen-Spitze um Trittin für die Wahlschlappe verantwortlich gemacht.

Im Parteiflügel der Realos geht der interne Machtkampf um den für sie reservierten Platz an der Doppelspitze der Fraktion derweil weiter. Die Kontrahentinnen sind: Katrin Göring-Eckardt, Spitzenkandidatin aus dem missglückten Wahlkampf, und Kerstin Andreae, bisher wirtschaftsfreundlicher Fraktionsvize aus Baden-Württemberg. Eine für Montag geplante Probeabstimmung, die klären sollte, welche der beiden am Dienstag nächster Woche in die Abstimmung der Gesamtfraktion geschickt wird, wurde kurzfristig abgesagt.