Berlin. Laut einer Emnid-Umfrage im Auftrag der „Bild am Sonntag“ kämen die Liberalen eine Woche nach ihrem Ausscheiden aus dem Bundestag gerade noch auf drei Prozent. Während sich in der Union die Gewissheit breitmacht, dass auf wahrscheinlich lange Zeit der am nächsten liegende Koalitionspartner abhandengekommen ist, interessiert sich mancher für die Konkursmasse der FDP. Die Vize-Chefin der CDU, Julia Klöckner, sagte der „Welt am Sonntag“, dass die Union in einer neuen Regierungskoalition „auch Funktionen der FDP mit übernehmen“ müsse. „Wir müssen unseren Wirtschaftsflügel weiter stärken.“ Die Fachpolitiker müssten mehr Gewicht erhalten. Sogar einen Übertritt von FDP-Politikern zur Union bringt sie ins Spiel. An den Aufnahmeanträgen würde es sicher nicht scheitern, glaubt sie.

Die FDP selbst reagiert natürlich pikiert. Nicht genug, dass sie ja bereits mehr als zwei Millionen Wähler an die Union verloren hat, nun will diese ihr auch noch an den verbliebenen und den abtrünnig gewordenen Rest. „Wer für die soziale Marktwirtschaft und eine tolerante Bürgergesellschaft steht, der sollte jetzt am Neuaufbau der FDP mitwirken“, sagte der designierte FDP-Chef Christian Lindner. Seit die CDU sich binnen Tagen für Steuererhöhungen geöffnet habe, sei für jeden die Beliebigkeit dieser Partei erkennbar. Aus solchen Sätzen spricht echte Enttäuschung über den ehemaligen Koalitionspartner.

Der Arbeitnehmerflügel der Union lehnt die Idee ab, ab sofort mehr FDP zu wagen. „Die CDU ist glänzend aufgestellt. Wir brauchen keine Richtungsdebatte“, sagte der Vorsitzende Karl-Josef Laumann. Die Chefin der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Gerda Hasselfeldt, scheint ihn dennoch nicht für abwegig zu halten. Allerdings mehr in dem Sinn, dass das liberale Element nicht einfach übernommen, aber irgendwie doch ersetzt werden kann.

Immerhin hält es Hasselfeldt ihrer Partei zugute, die FDP in Bayern die meiste Zeit aus dem Landtag herausgehalten zu haben. „Die CSU ist eine Volkspartei, die Interessen zusammenführt. Wir haben dabei immer einen starken mittelständisch orientierten Wirtschaftsflügel gehabt und haben diesen auch jetzt“, sagte sie. Auch deshalb habe es die FDP in Bayern immer sehr schwer, in den Landtag einzuziehen. „Wir wissen: Jeder Euro, den wir ausgeben wollen, muss erst einmal verdient werden.“ Bei der Landtagswahl in Bayern am 15. September war die FDP nach einem fünfjährigen Intermezzo wieder aus dem Landtag geflogen. Davor war sie fast zwei Jahrzehnte nicht im Maximilianeum vertreten.