SPÖ und ÖVP können trotz deutlicher Verluste Mehrheit der Mandate behaupten

Wien. Die Große Koalition hat bei der Parlamentswahl in Österreich ihre Mehrheit trotz Verlusten gerade noch verteidigen können. Die sozialdemokratische SPÖ und die bürgerliche ÖVP können nach den ersten Hochrechnungen des „ORF“ 50,9 Prozent der Stimmen auf sich vereinen. Sie stellen damit im Nationalrat 99 der 183 Abgeordneten. Die SPÖ bleibt mit 27,1 Prozent stärkste Partei, die ÖVP wird mit 23,8 Prozent Zweiter. Beide verlieren damit im Vergleich zur Wahl 2008 jeweils 2,2 Prozent, für beide ist es das schlechteste Ergebnis ihrer Parteigeschichte. Die SPÖ werde schon am Montag mit den Gesprächen zur Regierungsbildung beginnen, kündigte SPÖ-Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos an.

Die großen Sieger des Wahlabends sind die Protestparteien. Die rechtspopulistische Freiheitliche Partei (FPÖ) verfehlte mit 21,5 Prozent nur knapp den zweiten Platz. Sie legte im Vergleich zu 2008 um vier Prozentpunkte zu und jubelte über ein „blaues Wunder“. Das erst im vergangenen Jahr gegründete Team Stronach erreichte 5,8 Prozent der Stimmen, blieb damit aber klar hinter den Erwartungen und den Ergebnissen zurück, die die Partei des austrokanadischen Milliardärs bei den drei Landtagswahlen zuvor erreicht hatte.

Die Grünen landeten mit 11,4 Prozent auf dem vierten Platz vor dem Team Stronach. Mit einem Plus von einem Prozentpunkt erreichten sie ihr historisch bestes Ergebnis. Überraschung des Abends war aber die Neos-Partei, die 4,8 Prozent der Stimmen auf sich vereinen konnte. Damit wird erstmals seit 2002 wieder eine liberale Partei im österreichischen Parlament vertreten sein. Mit rund dreieinhalb Prozent verfehlte hingegen das Bündnis Zukunft Österreich (BZÖ) den Wiedereinzug ins Parlament. Die Partei hatte sich 2005 unter der Führung des 2008 tödlich verunglückten Populisten Jörg Haider von der FPÖ abgespalten.

Ungewöhnlich hoch war die Zahl der Nichtwähler. Laut den ersten Hochrechnungen ist die Wahlbeteiligung auf 66 Prozent gesunken, sie dürfte aber durch die Auszählung der Wahlkarten noch steigen.

Als wahrscheinlichstes Szenario gilt trotz allen Protests die Fortsetzung der Großen Koalition. Die SPÖ hat sich klar gegen eine Koalition mit der FPÖ ausgesprochen – für eine Koalition mit den Grünen reicht es nicht. Die ÖVP hätte theoretisch die Möglichkeit, mit den Rechtspopulisten unter Heinz Christian Strache und dem Team Stronach ein Bündnis zu schließen. Als wahrscheinlich gilt dies aber nicht.