Die neue Unionsfraktion ist viel größer – und ein wenig vielfältiger geworden

Berlin. Eine Viertelstunde tagen die neuen und alten Abgeordneten von CDU und CSU schon, da steht einer noch immer vor dem Fraktionssitzungssaal. Charles M. Huber – bislang Schauspieler, jetzt frisch gewählter Volksvertreter, gibt Interview auf Interview. Bekannt geworden als Assistent des Kommissars in der Fernsehserie „der Alte“ gibt Huber Auskunft über seine Gefühle und philosophiert über die Parallelen zwischen Schauspielkunst und Politik. An dem Abgeordneten Huber werde die Fraktionsführung noch ihre Freude habe, hatten einige Christdemokraten geseufzt: Da lasen sie Berichte aus dem „Darmstädter Echo“: „Huber wirft seinen Parteifreunden ‚Sabotage‘ vor. “ Sein Kreisverband habe hinter seinem Rücken Abmachungen mit dem politischen Gegner getroffen.

Andere Neulinge reihten sich brav hinten ein: Christina Schwarzer aus Berlin-Neukölln etwa stellt sich dem jungen, aber schon erfahrenen Gesundheitspolitiker Jens Spahn vor, der ihr gleich das „Du“ anbietet. Dies ist in Unionskreisen gegenüber einer Dame ein Kompliment, denn nur in der Nachwuchsorganisation „Junge Union“ duzt man sich geschossen. Auch andere Etablierte lassen ihren Charme spielen: Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière zeigt einem Schwung neuer Abgeordneter den Weg „zum SPD-Fahrstuhl“. Ein Umweg, der Zeit spart: Vor dem Lift zum Unionssaal hat sich eine Schlange gebildet, mit 311 Mitgliedern ist die Fraktion so groß wie nie. Mit 236 gewonnenen Wahlkreisen sind so viele Direktmandate wie nie errungen worden, dennoch erhöht sich, wegen des deutlich besseren Zweitstimmenergebnis, der Anteil der über die Landeslisten Eingezogenen auf 24 Prozent. Auch der Frauenanteil in der Fraktion ist leicht gestiegen: von 19 auf knapp 25 Prozent. Darunter ist auch die erste Muslima in der Unionsfraktion: Cemile Giousouf aus Nordrhein-Westfalen.

Weiblich kommt die CSU-Landesgruppe daher: 14 Abgeordnete aus Bayern sind Frauen. Bisher waren es sechs, wenn man Ministerin Ilse Aigner noch dazuzählte. Den Altersschnitt drücken vor allem einige Vertreter der Jungen Union, etwa die 29 Jahre alte JU-Vorsitzende Katrin Albsteiger. Da der CSU-Vorsitzende Horst Seehofer wohl den Posten des Verkehrsministers neu besetzen will, wahrscheinlich mit Noch-Generalsekretär Alexander Dobrindt, muss Amtsinhaber Peter Ramsauer „weggelobt“ werden. Der Posten als Bundestagspräsident böte sich an. Das Repräsentieren, ein wenig Pomp und Entourage, das liegt Ramsauer durchaus. Seehofer ging auch auf Koalitionsoptionen ein. „Meine Präferenz ist die große Koalition“, sagte er. Ein Bündnis mit den Grünen bleibt ebenfalls möglich. Klar sei nur, dass er nicht mit jenen Grünen reden wolle, die im Wahlkampf eine Rolle gespielt hätten.

Die zentralen Figuren der Fraktion wurden mit Volker Kauder (Fraktionsvorsitzender), Gerda Hasselfeldt (CSU-Landesgruppenchefin) und den parlamentarischen Geschäftsführern Michael Grosse-Brömer (CDU) und Stefan Müller (CSU) ohne Gegenkandidaten bestätigt, Kauder mit dem Ergebnis von 97,4 Prozent. Beinahe alle Landeslisten hatten besser abgeschnitten als erwartet. Während in der letzten Legislaturperiode die Liste überhaupt nicht gezogen und die CSU sogar Überhangmandate hatte, kamen diesmal allein in Bayern elf Bewerber zum Zug.